Im Oktober 1990 outet sich Justin Fashanu als erster Fußballprofi öffentlich. Im Mai 1998 nimmt er sich das Leben. In seinem Abschiedsbrief schreibt er: „Schwul und eine Person des öffentlichen Lebens zu sein, ist hart.“
Fashanu flüchtete erneut in die USA, er spielte bei Atlanta Ruckus und heuerte 1998 als Trainer bei dem neugegründeten Team Maryland Mania in der zweiten US-amerikanischen Amateurliga an. Bekannten erzählte er, dass er Besitzer des Klubs sei. Einer davon war Donald H., ein 17-jähriger Junge, DJ genannt, der eines Abends zu einer kleinen Party in Justins Wohnung erschien. Sie tranken Bier, rauchten Marihuana. Zwei Tage später stand ein Polizist vor Fashanus Tür und fragte, ob er homosexuell sei und in der Nacht vom 24. auf den 25. März 1998 sexuellen Kontakt zu Donald H. gehabt habe. Fashanu verneinte beide Fragen. Wenige Tage später verließ er die USA in Richtung London.
Monate nach seinem Tod fand man diesen Abschiedsbrief:
„Wenn irgendjemand diese Notiz findet, bin ich hoffentlich nicht mehr da. Schwul und eine Person des öffentlichen Lebens zu sein, ist hart. Ich will sagen, dass ich den Jungen nicht vergewaltigt habe. Er hatte bereitwillig Sex mit mir, doch am nächsten Tag verlangte er Geld. Als ich nein sagte, sagte er: ›Warte nur ab!‹ Wenn das so ist, höre ich euch sagen, warum bin ich dann weggerannt? Nun, nicht immer ist die Justiz gerecht. Ich fühlte, dass ich wegen meiner Homosexualität kein faires Verfahren bekommen würde. Ihr wisst, wie das ist, wenn man in Panik gerät. Bevor ich meinen Freunden und meiner Familie weiteres Unglück zufüge, will ich lieber sterben. Ich hoffe, der Jesus, den ich liebe, heißt mich willkommen. Ich werde zumindest Frieden finden.“
John Fashanu: „Ich musste unseren Namen schützen“
Ende Januar 2012 strahlte die BBC eine Dokumentation mit dem Titel „Britain’s Gay Footballers“ aus. Die Autorin ist Amal Fashanu, Tochter von John und Nichte von Justin Fashanu. In einer Szene fragt Amal Fashanu ihren Vater, warum er sich von seinem Bruder abwendete. John antwortet: „Justin war selbstsüchtig. Ich musste unseren Namen schützen.“
Einige Wochen später meldete sich John Fashanu noch einmal zu Wort. In der Radiosendung „talkSPORT“ wurde er gefragt, was er von dem Film seiner Tochter hält. Er sagte: „Ich denke nicht, dass mein Bruder schwul war. Das ist doch Nonsens! Showbiz!“
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Dieser Text erschien Anfang 2013 im 11FREUNDE SPEZIAL „Rebellen“. Mittlerweile hat John Fashanu akzeptiert, dass sein Bruder homosexuell war. In der britischen TV-Show Celebrity SAS sagte er vor wenigen Tagen: „Er war schwul, aber wir wollten es als Familie nicht wahrhaben.“ Er fühle sich bis heute schuldig am Selbstmord seines Bruders. Auf Netflix ist momentan die Dokumentation „Forbidden Games: The Justin Fashanu Story“ zu sehen.