Daniel Frahn wechselt zu Babelsberg 03. Der Chemnitzer FC hatte den Spieler zuvor wegen Kontakten zu rechtsextremen Fans rausgeworfen. Wie passt ein Mann wie er zum politisch engagierten Klub aus Potsdam? Eine Suche nach Antworten.
„Er war sich keiner Schuld bewusst. Er war immer der Meinung, das sei seine persönliche Sache und er fährt dort als Daniel Frahn hin und nicht als Kapitän des Chemnitzer FC”, sagt Trainer Bergner. Die Anwälte des Fußballspielers sagen vor Gericht, dass Frahn nichts über den rechtsextremen Hintergrund von J. gewusst hätte. J. hätte sich dem Fußballer nie so vorgestellt, sagt Frahns Anwalt. „Das ist eine Schutzbehauptung”, sagt Bergner, der als Cheftrainer Frahns Kontakt mit den Ultras verfolgt hat. „Ich bin zu 100 Prozent der Meinung, dass er wusste, wer das ist.”
Das Arbeitsgericht in Chemnitz urteilt anders. Der Vorsitzende Richter unterstützt Frahns Argumentation und gibt ihm Recht. Außerdem habe es keine offenkundig rechtsradikalen Äußerungen von Frahn gegeben und der Verein habe den Spieler nicht ausreichend gewarnt. „Wir sehen unseren Mandanten als vollständig rehabilitiert“, sagt Frahns Anwalt nach dem Urteilsspruch, „die Entscheidung zeigt, dass Herr Frahn weder rechtsradikal ist noch dass er mit rechtsradikalen Kreisen sympathisiert.” Was Frahn im Detail über die Ereignisse des vergangenen Jahres denkt, bleibt unklar. Gegenüber dem Autor möchte sich der Spieler trotz mehrfacher Nachfrage nicht äußern.
Zunächst wollte er wieder für den Chemnitzer FC spielen. „Er ist ein sympathischer und sportlicher Leistungsträger, der dem Verein gut tut”, sagte Frahns Anwalt im Gerichtssaal. Das sehen viele Chemnitzer Fans ähnlich. Im ersten Spiel nach dem Rauswurf hielten sie Zettel mit Frahns Nummer 11 hoch. Als damals die Mannschaftsaufstellung verlesen wurde, riefen sie zwölfmal „Daniel Frahn Fußballgott”. Und auch in den Online-Foren der Fans ist die Solidarität hoch. Im Verein glaubten die Verantwortlichen aber nicht, dass Daniel Frahn dem Chemnitzer FC gut tut. Das Urteil sei ein Skandal, sagte der Insolvenzverwalter des Klubs und kündigte an, in Berufung zu gehen.
„Aber ich bin kein Nazi”
Doch seit Mittwoch ist der Konflikt zwischen Frahn und dem Chemnitzer FC beendet. Der Vertrag wurde „im Einvernehmen von beiden Seiten aufgelöst”, wie Frahn auf seiner Facebook-Seite schrieb. Danach ging alles ganz schnell: Kurz vor Ende der Transferfrist am Freitagabend verkündete Babelsberg 03, seinen ehemaligen Spieler wieder unter Vertrag zu nehmen. Es sei eine kritische und intensive Auseinandersetzung in den Gremien des Vereins gewesen, heißt es in der Pressemitteilung. Doch man habe sich entschieden, Frahn eine „zweite Chance“ zu geben. „Ich habe in der Vergangenheit Fehler gemacht. Ich habe Situationen, Hintergründe und Leute nicht ausreichend hinterfragt und bin somit auch meiner Rolle als Kapitän und Spieler nicht gerecht geworden. Aber ich bin kein Nazi und distanziere mich eindeutig von rechtem Gedankengut und Menschen mit dieser politischen Einstellung“, wird Frahn zitiert. Es sind Worte, die einem Statement vom vergangenen Jahr sehr ähneln, nur damals war Frahn noch bei einem anderen Verein.
Nun ist Frahn zurück in Babelsberg, bei einem Verein, der 2017 die Kampagne „Nazis raus aus den Stadien“ gestartet hat.