Daniel Frahn wechselt zu Babelsberg 03. Der Chemnitzer FC hatte den Spieler zuvor wegen Kontakten zu rechtsextremen Fans rausgeworfen. Wie passt ein Mann wie er zum politisch engagierten Klub aus Potsdam? Eine Suche nach Antworten.
So soll Frahn bereits im August 2018 auf dem Stadtfest in Chemnitz mit Chris J. und Anton E. Kontakt gehabt haben. Der Verein beruft sich dabei auf Berichte von einem Polizisten. J. und E. gelten als führende Personen von „Kaotic Chemnitz”, einer Ultra-Gruppierung, die der sächsische Verfassungsschutz als rechtsextrem einstuft. Auf Facebook rief „Kaotic” nach einem Streit mit Todesfolge während des Stadtfests zu den Kundgebungen auf, bei denen es mehrere Ausschreitungen von Rechtsextremen gab.
Frahn ist zu dem Zeitpunkt schon lange einer der wichtigsten Spieler des Chemnitzer FC und vielen Fans in Deutschland bekannt. Erstmals erfolgreich war er bei Babelsberg 03, einem politisch linksorientierten Regionalligisten, der für seinen Kampf gegen Rechtsextremismus bekannt ist. „Frahni war ein Goalgetter. Der hat immer Gas gegeben”, erinnert sich ein ehemaliger Mitspieler bei Babelsberg am Telefon. Dass Frahn mit rechtsextremen Fans sympathisiert, kann er sich nicht vorstellen. „Da müsste er sich total verstellt haben. Ich glaube nicht, dass er so eiskalt und trotzdem in der rechten Szene ist.” Frahn hatte damals schon engen Kontakt zu Ultras. Danach wechselte er zu RB Leipzig und führte das Team als Kapitän von der Regionalliga in die Zweite Liga. 2016 unterschrieb Frahn einen Vertrag beim Chemnitzer FC. In der vergangenen Saison wurde er Torschützenkönig der Regionalliga Nordost, dank seiner Treffer gelang dem Klub der Aufstieg in die Dritte Liga.
Sein Trainer in dieser Zeit ist David Bergner. Auch er ist nicht mehr für den Chemnitzer FC aktiv. Ende August 2019 wurde er „freigestellt”, wie es offiziell heißt. In einem Café am Leipziger Hauptbahnhof spricht Bergner im Januar 2020 über die Ereignisse des vergangenen Jahres – und über seinen ehemaligen Spieler Daniel Frahn. „Für die Leute war er eine Galionsfigur. Viele Spieler sind gegangen, der Daniel ist immer geblieben”, sagt David Bergner. „Das Gesicht des Vereins war Daniel Frahn.”
„Das Gesicht des Vereins war Daniel Frahn”
Wie schon in Babelsberg und Leipzig ist Frahn in Chemnitz ein Publikumsliebling. Die Fans schätzen ihre Nummer 11 nicht nur für seine vielen Tore, sondern auch für seine hohe Identifikation mit dem Verein. Frahn, der mit seiner Frau und seinem Sohn in Chemnitz lebt, sucht häufig die Nähe zu den Fans, er geht nach den Spielen oft in die Kurve.
Besondere Nähe zu den Fans sucht Frahn auch am 09. März 2019, an dem Tag, der die Geschichte des Chemnitzer FC in ein Vorher und Nachher teilt. In Chemnitz sagen die Menschen nur „der neunte Dritte“. Dann wissen schon alle Bescheid, worum geht es geht.
An diesem Tag halten die Chemnitzer Fans vor dem Spiel gegen die VSG Altglienicke eine Trauerfeier für den verstorbenen Neonazi Thomas Haller ab. Haller hatte unter anderem die Hooligan-Gruppe „HooNaRa“ („Hooligans Nazis Rassisten“) gegründet. Auf der Südtribüne zeigen die Chemnitzer Fans ein Banner, auf dem in Frakturschrift „Ruhe in Frieden, Tommy“ steht. Außerdem hissen die Fans eine Fahne mit einem weißen Kreuz. Der Verein, der schon seit Jahren rechtsextreme Fans toleriert, kooperiert. Auf der Anzeigetafel wird ein Porträt von Haller eingeblendet und der Stadionsprecher sagt ein paar freundliche Worte.
In der 53. Minute trifft Daniel Frahn per Kopf zur Führung. Nach seinem Tor rennt er zur Seitenlinie. Dort gibt ihm der Physiotherapeut des Chemnitzer FC ein schwarzes Shirt in die Hand, das Frahn in die Luft streckt. „Support your local hools“ steht darauf. Es ist ein Shirt, das vor allem von Neonazis getragen wird. Mit dem Verkauf des Shirts sammelten die Ultras Geld für den erkrankten Haller.