Ein schwedischer Zweitligist will die Schwalben weltweit ausrotten – und beginnt bei sich selbst. Notfalls, sagen die Bosse, würde man sogar den Aufstieg sausen lassen.
In der Nacht nach Barcas legendärem 6:1 über PSG lag Johan Lindberg lange wach. Dem Vorstandsmitglied von Östers Växjö schwirrte noch so manches durch den Kopf. Das turbulente Match, die sensationelle Wendung – aber auch der theatralische Sturzflug von Luis Suarez vor dem Elfmeter zum 5:1.
Und dann war da noch dieser Reporter. Erik Niva von der Zeitung „Aftonbladet“ hatte anschließend im TV-Studio erklärt: „Ich glaube nicht, dass diese Unsitte mit den Schwalben jemals endet. Ich sehe keinen guten Willen bei Vereinen, Spielern oder Verantwortlichen. Es gibt keinen Klub, der mit gutem Beispiel vorangeht. Alle zeigen mit dem Finger auf die anderen. Aber keiner beginnt bei sich selbst.“
In die erste Liga mit fairen Mitteln
Keiner? Es war schon nach Mitternacht, als Johan Lindberg einen Entschluss fasste. Am folgenden Morgen griff er zum Telefon und rief Reporter Niva an. „Guten Tag“, sagte er freundlich. „Hier spricht Johan Lindberg. Sie hatten gestern Abend Unrecht. Ich vertrete den Klub, von dem sie glauben, dass es ihn nicht gibt – jenen Klub, der aus eigenem Antrieb aufsteht und sich für einen anderen, faireren Fußball einsetzt.“
Nun ist Östers Vaxjö nicht gerade ein Fußball-Leuchtturm mit weltweiter Strahlkraft. Gut, der Verein aus der Provinz Småland war vier Mal schwedischer Meister. Der letzte Titel liegt allerdings 36 Jahre zurück. Aktuell spielt Östers in der 2. Liga – und lebt von den Erinnerungen an frühere Helden wie Björn Andersson (später FC Bayern), Torwart-Legende Thomas Ravelli (1994 WM-Dritter mit Schweden), Tommy Svensson (1994 Nationalcoach) oder Peter Wibrån (später Hansa Rostock). Doch Östers will in der neuen Saison zurück in die Erstklassigkeit – und zwar ausschließlich mit fairen Mitteln.
Wibran und Concha
Um dies zu gewährleisten, hat der Klub interne Richtlinien für das Verhalten auf dem Platz zu Papier gebracht. Ganz oben auf der Abschussliste: Schwalben! „Wir wollen anders sein“, sagt Johan Lindberg. „Wir sind absolut entschlossen, bei Verstößen gegen unsere eigenen Spieler vorzugehen. Wir sind überzeugt, dass wir als einzelner Verein Einfluss auf die Entwicklung des gesamten Fußballs nehmen können und dass unsere Vorgehensweise den Druck auf andere Vereine, ähnliche Maßnahmen zu treffen, erhöhen wird.“
Klub-Legende Wibrån (heute Co-Trainer bei Östers) und Sportdirektor Mathias Concha (einst Bundesliga-Spieler beim VfL Bochum) sollen den neuen Fairness-Gedanken in die Mannschaft tragen. „Wir glauben absolut, dass dies der richtige Weg ist“, betont Wibrån. „Ich selbst kann behaupten, dass ich in meiner Karriere nie geschauspielert oder betrogen habe. Das liegt nicht in meinem Naturell. Die Sache liegt mir daher sehr am Herzen.“