Sascha Burchert ist mit 31 Jahren noch Stammtorwart in der Bundesliga geworden. Bei Hertha BSC wollte es nie klappen. Nun trifft er mit der SpVgg Fürth auf seinen Ex-Klub. Und hofft, sein bisher letztes Spiel im Olympiastadion vergessen zu machen.
Herr Burchert, erinnern Sie sich, wann Sie das letzte Mal im Olympiastadion gespielt haben?
2015 habe ich unter Pal Dardai zwei Mal für Hertha gespielt, aber auswärts. Davor war Jos Luhukay Trainer, mit ihm sind wir 2013 aufgestiegen. Da hatte ich auf jeden Fall das letzte Saisonspiel gegen Energie Cottbus gemacht. Das müsste das letzte Mal gewesen sein.
Genau, das Spiel endete 1:1.
Maik Franz hat die Rote Karte gesehen. Wir haben in der Saison einen Punkterekord in der Zweiten Liga aufgestellt.
Ihr letztes Bundesligaspiel mit Hertha BSC im eigenen Stadion war gut ein Jahr vorher.
Puh, Moment. Ach ja, 0:6 gegen die Bayern. Ich bin zur zweiten Halbzeit beim Stand von 0:3 eingewechselt worden. Danach haben Gomez und Robben per Elfmeter und Kroos getroffen.
Haben Sie alle Spiele so gut im Kopf?
Die mit Hertha schon. So viele waren es ja nicht.
Am Freitagabend treffen Sie im Olympiastadion mit der SpVgg Greuther Fürth auf Hertha. Sie spielen zum ersten Mal gegen den Verein, bei dem Sie fast 15 Jahre waren. Macht es das besonders?
Von den Spielern aus meiner Zeit ist kaum noch jemand da. Drumherum werde ich aber einige bekannte Gesichter sehen. Henrik Kuchno …
… Herthas Athletiktrainer …
… habe ich viel zu verdanken. Ich freue mich immer, von ihm zu hören. Ansonsten ist der Draht zum Verein nicht besonders eng. Aber ich war so lange da, ich werde Hertha immer nahestehen. Das gilt auch für meinen Bruder, der früher ebenfalls im Verein war und jetzt seit langem in Paderborn ist. Berlin ist und bleibt einfach die Heimat.
Wie oft sind Sie in der Heimat?
Meine Eltern wohnen ein kleines Stück außerhalb Berlins, ich bin zwei- oder dreimal pro Jahr bei ihnen, im Sommer etwas länger. Meine Tochter ist mittlerweile in der Kita, da bringt es nichts, sie drei oder vier Tage rauszunehmen. Und als ich vor fünf Jahren nach Fürth kam, gab es auf der Strecke von Berlin zwei Baustellen, jetzt ungefähr 20. Das ist kein entspanntes Fahren.
Hertha liegt auf Platz 16, Fürth ist Letzter. Was für eine Partie erwarten Sie?
Wir wussten, dass es bei uns vom ersten bis zum 34. Spieltag ein Kampf um den Klassenerhalt wird. Hertha dachte sicher auch, dass es vom ersten bis zum letzten Spieltag ein Kampf wird, hat dabei vermutlich jedoch an andere Tabellenplätze gedacht. Ich bin gespannt, wer besser mit der Situation umgeht.
„Von der U 19 bis zur U 23 wird dem Nachwuchs im Tor vertraut, dann aber wird oft eingekauft“
Verfolgen Sie Herthas Entwicklung intensiv?
Ich habe nur den Blick von außen, aber klar habe ich geschaut, was die letzten Jahre passiert ist. Langweilig war es nie (lacht). Zu meiner Zeit gab es zwei Ab- und zwei Aufstiege, da war auch viel Trubel. Aber so etwas wie zuletzt habe ich nicht miterlebt. Als Ex-Herthaner, der schon in der Jugend dort war, ist es meine Hoffnung, dass weiter junge Spieler entwickelt und eingesetzt werden – auch wenn jetzt Geld da ist.
Auf der Torwartposition gab es außer Ihnen noch weitere Spieler, die es aus dem Nachwuchs zu den Profis geschafft hatten, aber nicht Nummer eins wurden. Ist das auf dieser Position nochmal deutlich schwerer?
Das ist nicht nur bei Hertha so. Auf anderen Positionen führt man Spieler ran, dann können sie reinschnuppern. Vom Torwart wird gleich erwartet, dass er Topleistungen bringt. Aber Freiburg beispielsweise hat Alexander Schwolow nach einer Ausleihe damals früh zur Nummer eins gemacht, es gibt also Wege. Ich würde mir wünschen, dass bei Hertha bei den Torhütern mit genau so viel Ruhe und Vertrauen gearbeitet wird wie bei den Feldspielern. Von der U 19 bis zur U 23 wird dem Nachwuchs im Tor vertraut, dann aber wird oft eingekauft.
Sie haben auch kurz bei Valerenga Oslo gespielt und sind seit 2016 in Fürth. Ist es eine Genugtuung, mit 31 noch Stammtorhüter in der Bundesliga geworden zu sein?
Das kann man so sehen, aber ich würde das Wort nicht benutzen. Ich bin nach Fürth gegangen, um zu zeigen, dass ich auf Profiniveau spielen kann. Ich habe ein Jahr gebraucht, mir meinen Platz zu erarbeiten. Dann hatte ich das Ziel, eine Stütze für die Mannschaft zu werden. Wir haben uns alle zusammen so sehr verbessert, dass wir aufgestiegen sind. Jetzt geht es darum, dass jeder noch ein Stück besser wird, damit wir drinbleiben.