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Etwas mehr als andert­halb Jahr­zehnte sind ver­gangen, seitdem Jürgen Klins­mann einen Arbeits­ver­trag beim Deut­schen Fuß­ball-Bund unter­schrieben hat. Offi­ziell war er in der Folge als Bun­des­trainer beim DFB ange­stellt; tat­säch­lich aber wirkte er von 2004 bis 2006 als Reformer in einem Ver­band, der die Zustände aus dem Jahr 1982 noch weit­ge­hend kon­ser­viert hatte.

Klins­mann trat seinen Job damals mit dem erklärten Ziel an, beim DFB jeden Stein umzu­drehen. Das hat er tat­säch­lich getan. Und dass er dem Ver­band damit zu einem zwin­gend not­wen­digen Moder­ni­täts­schub ver­holfen hat, das war ein­deutig die grö­ßere Leis­tung als Platz drei beim soge­nannten Som­mer­mär­chen. Doch Klins­mann ist Geschichte. Die Steine, die er ver­rückt hat, liegen schon lange wieder dort, wo sie vor 2004 gelegen haben.

Erhalt der bestehenden Zustände

Man glaubt das ja heute gar nicht mehr, dass der DFB in den ersten Jahren unter dem Prä­si­denten Theo Zwan­ziger mal ein Motor des gesell­schaft­li­chen Fort­schritts war; dass er wich­tige Themen auf­ge­griffen und vor­an­ge­trieben hat. Inzwi­schen geht es dem Ver­band vor allem um eines: um den Erhalt der bestehenden Zustände. Exem­pla­risch zeigt sich das an der Per­so­nalie Joa­chim Löw.

Der Bun­des­trainer, 2004 als Klins­manns Assis­tent gekommen, seit 2006 dessen Nach­folger, darf ein­fach immer wei­ter­ma­chen. Is‘ halt so. Man kennt sich doch. Und bequem ist es auch, weil man sich nicht auf Neues ein­stellen muss. 

Am Montag hat der Prä­si­di­al­aus­schuss des DFB getagt und den Status Quo bis auf wei­teres besie­gelt, nachdem zur Ablen­kung des Publi­kums noch schnell eine Art Show­down insze­niert worden war. Als ob – trotz des 0:6‑Desasters der Natio­nal­mann­schaft in Spa­nien, trotz ihres wenig inspi­rie­renden Zustands – irgend­je­mand etwas anderes erwartet hätte als die Bestä­ti­gung Löws im Amt.

Wenn man nicht wüsste, wie wichtig dem DFB Pres­se­mit­tei­lungen sind, könnte man sogar glatt meinen, Prä­si­dent Fritz Keller hätte am Ende der Zusam­men­kunft zu Löw gesagt: Jogi, kannst du nicht noch schnell was für die Presse schreiben?“ Anders ist ein Satz wie der fol­gende aus der Erklä­rung des DFB kaum zu erklären: Der Bun­des­trainer wird alle nötigen Maß­nahmen ergreifen, um mit der Mann­schaft eine begeis­ternde EM 2021 zu spielen.“

Corona offen­bart die Miss­stände beim DFB

Das Coro­na­virus ist eine Gefahr für Leib und Leben; es ver­fügt aber auch über die Gabe, Ent­wick­lungen, die bisher nur im Ver­bor­genen abge­laufen sind, gna­denlos zur Kennt­lich­keit zu bringen. Das gilt nicht zuletzt für den Zustand des DFB. Die Pan­demie hat in den ver­gan­genen Monaten auf erschre­ckende Weise gezeigt, dass der Ver­band schon lange nicht mehr in der Lage ist zu gestalten. Er lässt die Dinge ein­fach über sich ergehen.

Wenn der FC Bayern Mün­chen lieber nicht mehr kurz vor Weih­nachten im Pokal antreten möchte, dann muss er das auch nicht. Wer sollte den Bayern einen sol­chen Wunsch schon abschlagen? Prä­si­dent Keller etwa, bei dem nach mehr als einem Jahr im Amt immer noch nicht klar ist, was ihn eigent­lich für diese Auf­gabe befä­higt und was er eigent­lich will?

Fritz Keller führt den Laden der Brä­sig­keit an

Der DFB hat es sich wieder gemüt­lich gemacht im Zustand all­ge­meiner Brä­sig­keit. Und Fritz Keller ist die pas­sende Beset­zung dafür.

Gut andert­halb Wochen ist es her, dass – viel­leicht – unge­wollt bekannt geworden ist, dass Joa­chim Löw sich wegen des Deba­kels von Sevilla noch einmal vor dem DFB-Prä­si­dium erklären solle. Es war an einem Freitag, alle Medien im Lande berich­teten umge­hend über den neuen Sach­stand. Am Montag ver­brei­tete der DFB dann eine Mit­tei­lung mit dem Inhalt, dass Joa­chim Löw sich wegen des Deba­kels von Sevilla noch einmal vor dem DFB-Prä­si­dium erklären werde. Ja gut, es war halt Wochen­ende.

Dieser Text erscheint als Teil unserer Koope­ra­tion mit dem Ber­liner Tages­spiegel.