Das Urteil des Westdeutschen Fußballverbands, Gladbachs Heiko Vogel zur „Strafe“ eine Frauenmannschaft trainieren zu lassen, sorgt für Aufruhr. Der Fall verdeutlicht, wie verquer viele noch immer über Frauen im Fußball denken.
Es war beim Spiel zwischen Borussia Mönchengladbachs U23-Mannschaft und dem SV Bergisch Gladbach in der Regionalliga West Ende Januar: Gladbach-Trainer Heiko Vogel war offenbar mit Schiedsrichter Marcel Benkhoff und seinen zwei Assistentinnen Vanessa Arlt und Nadine Westerhoff nicht zufrieden. Beim Verlassen des Platzes soll vom Gladbach-Trainer der Satz „Frauen haben auf dem Fußballplatz absolut nichts zu suchen“ in Richtung der Assistentinnen gefallen sein.
Der Fall sorgte bereits für viel Aufsehen und Ärger in Fußball-Deutschland. Dabei stießen nicht nur die Aussage selbst, sondern vor allem der Umgang damit auf Kritik. Neben einer Geldstrafe und einem Innenraum-Verbot für zwei Spiele legte der Westdeutsche Fußballverband (WDFV) Vogel auf, eine der Frauen- oder Mädchenmannschaften Gladbachs für sechs Einheiten zu trainieren.
„Es ist niemals eine Strafe, ein Team zu trainieren“
Insbesondere dieser Passus des Urteils sorgte für Empörung: „Es ist niemals eine Strafe, ein Team zu trainieren – egal, ob Männer oder Frauen. Da liegt schon mal ein Denkfehler vor“, sagte Nora Häuptle, Trainerin des SC Sand, gegenüber dem SWR. Doch wie landete die Auflage überhaupt im Urteil? Max Eberl, Borussia Mönchengladbachs Sportdirektor, stellte im Gespräch mit dem Spiegel klar, die Idee sei ein Vorschlag von Vogel selbst gewesen, „als Zeichen der Entschuldigung und gar nicht als Strafe“. Mit der Übernahme der Trainingseinheiten habe Heiko Vogel seine „Wertschätzung für den Frauen- und Mädchenfußball“ zum Ausdruck bringen wollen. Der WDFV fand den Vorschlag offenbar sinnvoll und fügte ihn als Auflage zum Urteil hinzu.
Mit der Wertschätzung ist es allerdings offenbar so eine Sache: In einem offenen Brief forderten Spielerinnen der ersten- und zweiten Bundesliga den DFB dazu auf, Stellung zum Urteil zu nehmen und kritisierten: „Es ist keine Wertschätzung, wenn man zum Ausgleich für ein solches unsportliches Verhalten anbietet, für ein paar Stunden eine Frauenmannschaft zu trainieren. Dieses Urteil diskriminiert alle Frauen im Sport und speziell im Fußball.“
Nach der heftigen Kritik meldete sich Heiko Vogel am Dienstagabend selbst zu Wort: „Ich habe es vorgeschlagen, weil ich mich bei den Fußball spielenden Frauen und Mädchen bei Borussia entschuldigen wollte und weil ich ihnen zeigen wollte, dass ich den Frauenfußball wertschätze und auf der gleichen Ebene wie Männerfußball sehe“, hieß es im auf der Vereinsseite veröffentlichten Interview.