1987 zerquetschte Vinnie Jones beherzt das Gemächt von Paul Gascoigne. In unserer Rangliste der härtesten Fußballer aller Zeiten schafft es das Raubein trotzdem nur auf Platz 4.
1. Andoni Goikoetxea
Schlächter von Bilbao
Man muss schon einiges an Blut vergießen und ordentlich Knochen zerhacken, um sich einen Beinamen wie „Schlächter von Bilbao“ zu verdienen. Andoni Goikoetxea hat es geschafft, und war dabei nicht mal der ETA-Auftragskiller, den man hinter dem Label vermuten könnte. Nein, Goikoetxea war Fußballspieler, und in dieser Funktion ließ er keinen ungestraft an sich vorbei, schon gar nicht den begnadetsten Dribbelkünstler seiner Generation. „Ich wäre ihm ja ausgewichen“, sagte Diego Maradona, „aber ich sah ihn nicht kommen. Ich fühlte nur den Aufprall, hörte das Geräusch, wie ein Stück Holz, das zerbricht.“ Maradona konnte, das war ja durchaus Teil des Plans, Goikoetxea unmöglich sehen an jenem Septemberabend 1983 im Camp Nou, als er wie ein gieriges Tier hinter dem kleinen Argentinier hersetzte und ihm, der Ball war längst außer Reichweite, im Strecksprung den linken Knöchel durchtrat. Außenband, Fußgelenk, Wadenbeinkopf: Es war so ziemlich alles kaputt, was kaputt sein kann. Das gezielte Attentat auf den starken Fuß Maradonas brachte dem Basken zunächst nur Gelb, im Nachhinein immerhin die Rekordsperre von 18 Spielen ein. Wohl auch, weil Goikoetxea Wiederholungstäter war. Zwei Jahre zuvor hatte er Maradonas Teamkollegen Bernd Schuster bereits mit Verve das Knie zertrümmert. Schuster sagte, er sei danach nie wieder derselbe gewesen, und man will es ihm gerne glauben. Es war dieses Foul an dem Deutschen, das alles andere bedingte. Gewalt erzeugt bekanntlich Gegengewalt, weshalb sich der „blonde Engel“ mit einem brutalen Tritt am Metzgermeister aus dem Hochland revanchierte – was wiederum den Basken zur Revanche der Revanche an Maradona verleitete. Doch auch der vergaß nicht und zettelte bei nächster Gelegenheit, dem Finale der Copa del Rey 1984, vor den entsetzten Augen des spanischen Königspaares eine zünftige Massenkeilerei an. Zimperlich ging der Argentinier dabei nicht zu Werke, er verteilte im Stile von „Karate Kid“ Daniel LaRusso Tritte in alle Richtungen und rammte unter anderem einem Betreuer das Knie ins Gesicht. Während Maradona alsbald nach Italien flüchtete, trieb Knochenbrecher „Goiko“ noch bis 1990 in der spanischen Liga sein Unwesen. Nicht nur für Athletic Bilbao und für Atletico Madrid, auch in der Nationalelf wetzte der Mann aus dem beschaulichen Dorf Alonsotegi das Hackebeilchen, so unter anderem bei der EM 1984 und der WM 1986. Jedwede Vorwürfe wies er in teils kruder Diktion von sich: „Ich bin kein Tier. Wer mich als Schlächter oder Krimineller bezeichnet, ist ein Terrorist.“ Dennoch hielten sich hartnäckig Gerüchte, wonach der Schlächter den Schuh, der Maradona fast vier Monate seiner Karriere kostete, daheim in einer Glasvitrine aufbewahren soll. Seine Fangemeinde hält ihm die Treue, das Merchandising boomt. Für das Shirt „El Carnicero de Bilbao“ mit blutbespritztem Fleischermesser muss man derzeit 25 Britische Pfund hinlegen.