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Seite 5: Schlächter von Bilbao

1. Andoni Goi­koetxea
Schlächter von Bilbao
Man muss schon einiges an Blut ver­gießen und ordent­lich Kno­chen zer­ha­cken, um sich einen Bei­namen wie Schlächter von Bilbao“ zu ver­dienen. Andoni Goi­koetxea hat es geschafft, und war dabei nicht mal der ETA-Auf­trags­killer, den man hinter dem Label ver­muten könnte. Nein, Goi­koetxea war Fuß­ball­spieler, und in dieser Funk­tion ließ er keinen unge­straft an sich vorbei, schon gar nicht den begna­detsten Drib­bel­künstler seiner Gene­ra­tion. Ich wäre ihm ja aus­ge­wi­chen“, sagte Diego Mara­dona, aber ich sah ihn nicht kommen. Ich fühlte nur den Auf­prall, hörte das Geräusch, wie ein Stück Holz, das zer­bricht.“ Mara­dona konnte, das war ja durchaus Teil des Plans, Goi­koetxea unmög­lich sehen an jenem Sep­tem­ber­abend 1983 im Camp Nou, als er wie ein gie­riges Tier hinter dem kleinen Argen­ti­nier her­setzte und ihm, der Ball war längst außer Reich­weite, im Streck­sprung den linken Knö­chel durch­trat. Außen­band, Fuß­ge­lenk, Waden­bein­kopf: Es war so ziem­lich alles kaputt, was kaputt sein kann. Das gezielte Attentat auf den starken Fuß Mara­donas brachte dem Basken zunächst nur Gelb, im Nach­hinein immerhin die Rekord­sperre von 18 Spielen ein. Wohl auch, weil Goi­koetxea Wie­der­ho­lungs­täter war. Zwei Jahre zuvor hatte er Mara­donas Team­kol­legen Bernd Schuster bereits mit Verve das Knie zer­trüm­mert. Schuster sagte, er sei danach nie wieder der­selbe gewesen, und man will es ihm gerne glauben. Es war dieses Foul an dem Deut­schen, das alles andere bedingte. Gewalt erzeugt bekannt­lich Gegen­ge­walt, wes­halb sich der blonde Engel“ mit einem bru­talen Tritt am Metz­ger­meister aus dem Hoch­land revan­chierte – was wie­derum den Basken zur Revanche der Revanche an Mara­dona ver­lei­tete. Doch auch der vergaß nicht und zet­telte bei nächster Gele­gen­heit, dem Finale der Copa del Rey 1984, vor den ent­setzten Augen des spa­ni­schen Königs­paares eine zünf­tige Mas­sen­kei­lerei an. Zim­per­lich ging der Argen­ti­nier dabei nicht zu Werke, er ver­teilte im Stile von Karate Kid“ Daniel LaRusso Tritte in alle Rich­tungen und rammte unter anderem einem Betreuer das Knie ins Gesicht. Wäh­rend Mara­dona als­bald nach Ita­lien flüch­tete, trieb Kno­chen­bre­cher Goiko“ noch bis 1990 in der spa­ni­schen Liga sein Unwesen. Nicht nur für Ath­letic Bilbao und für Atle­tico Madrid, auch in der Natio­nalelf wetzte der Mann aus dem beschau­li­chen Dorf Alon­so­tegi das Hacke­beil­chen, so unter anderem bei der EM 1984 und der WM 1986. Jed­wede Vor­würfe wies er in teils kruder Dik­tion von sich: Ich bin kein Tier. Wer mich als Schlächter oder Kri­mi­neller bezeichnet, ist ein Ter­ro­rist.“ Den­noch hielten sich hart­nä­ckig Gerüchte, wonach der Schlächter den Schuh, der Mara­dona fast vier Monate seiner Kar­riere kos­tete, daheim in einer Glas­vi­trine auf­be­wahren soll. Seine Fan­ge­meinde hält ihm die Treue, das Mer­chan­di­sing boomt. Für das Shirt El Car­ni­cero de Bilbao“ mit blut­be­spritztem Flei­scher­messer muss man der­zeit 25 Bri­ti­sche Pfund hin­legen.