1987 zerquetschte Vinnie Jones beherzt das Gemächt von Paul Gascoigne. In unserer Rangliste der härtesten Fußballer aller Zeiten schafft es das Raubein trotzdem nur auf Platz 4.
4. Vinnie Jones
Eierkneifer
Wer weiß, ganz vielleicht gab es ja tatsächlich ein quietschendes Geräusch, als Vinnie Jones Paul Gascoigne mit derartiger Verve in die Kronjuwelen griff, dass selbst der vierschrötige Gascoigne entsetzt aufjaulte. Das Foto der beiden harten Jungs im Infight wurde auch deshalb berühmt, weil Jones dabei unnachahmlich finster dreinschaute. Nicht umsonst trug der Waliser den Spitznamen „Die Axt“, der allerdings nur unzureichend beschrieb, wie brutal er zu Werke ging. Mit einem bösen Tackling beendete er die Karriere von Tottenham Hotspurs Gary Stevens und hält wohl noch immer den englischen Rekord für die schnellste Gelbe Karte, nach handgestoppten drei Sekunden. Da erscheinen die 13 Platzverweise, die Jones im Laufe seiner Karriere im britischen Profifußball kassierte, fast ein bisschen untertrieben. Mag sein, dass auch Jones’ Umfeld etwas zum sagenhaft schlechten Ruf beigetragen hat. Schließlich war er Mitglied der reichlich durchgeknallten „Crazy Gang“ des FC Wimbledon, die mal auf dem Platz kollektiv die Hinterteile entblößte und bei einer anderen Gelegenheit im Spielertunnel des FC Liverpool auf der legendären Metalltafel „This is Anfield“ mit Filzstift den lakonischen Hinweis hinterließ: „Wir sind beeindruckt.“ Für Jones war Fußball ein archaischer Kampf, der nicht allein mit klugen Pässen oder waghalsigen Dribblings zu gewinnen war, sondern auch mit Angst und Schrecken. Warum sonst hätte er dem Schotten Kenny Daglish, der ihn einmal umsenste, die Konsequenzen für den Wiederholungsfall klarmachen sollen: „Mach das noch einmal, dann reiße ich dir das Ohr ab und spucke in das Loch!“ Nein, Fußball war kein Spaß, nicht einmal in einem harmlosen Showkick gegen ein paar Halbwüchsige. Als ein Knirps an ihm vorbei wollte, grätschte er den Nachwuchs mit Anlauf um und drehte sich dann mit erhobenen Armen zum Referee um und versicherte treuherzig: „Ball gespielt!“
3. Uli Borowka
Die Axt
Armer Olaf Thon: Da steht er mit gerade 18 Jahren bei seinem Bundesligadebüt schüchtern im Kabinengang, als ihn der böse Blick von Uli Borowka trifft. „Thon, komm mir heute nicht in die Quere, sonst breche ich dir beide Beine!“ Das saß, der talentierte Thon, der den Bayern beim berühmten 6:6 im DFB-Pokal drei Dinger eingeschenkt hatte, hielt sich in Gladbach bevorzugt in der eigenen Hälfte auf. Bloß nicht der „Axt“ begegnen, wie Borowka genannt wurde. In der regelmäßigen Kollegenwahl zum unbeliebtesten Bundesligaspieler war der Verteidiger damals Seriensieger, nur an einem scheiterte er: Bei einer Todesgrätsche zuungunsten George Weahs brach ihm ein Stollen ab – Weahs Schenkel war einfach zu muskulös.
2. Claudio Gentile
Der italienische Gaddafi
Dieser Mann war über viele Jahre der Prototyp des fiesen italienischen Verteidigers, der ja so etwas wie der Prototyp des fiesen Verteidigers an sich ist. Claudio Gentile hatte alles drauf: Schlagen, Kneifen, Trashtalk und die klassische humorlose Blutgrätsche. „Gaddafi“, wie er auch, aber nicht nur wegen seines libyschen Geburtsortes in Fußballkreisen genannt wurde, sah es pragmatisch: „Fußball ist kein Sport für Ballerinas.“ Dabei wusste er stets, wie weit er gehen durfte: Bei der WM 1982 gelang es ihm, Diego Maradona insgesamt 23 Mal zu foulen, ohne vom Platz zu fliegen. Auch Brasiliens Spielmacher Zico sah gegen ihn kein Land. Als Kevin Keagan 1979 als Europas „Fußballer des Jahres“ ausgezeichnet wurde, flüsterte ihm Gentile ins Ohr: „Wenn ich gegen dich verteidigt hätte, hättest du gar nichts gewonnen.“