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Seite 2: Ich bin sicher, die Eintracht wäre Meister geworden...

Das Pokal­spiel gegen Waldhof Mann­heim war schließ­lich ein Vor­bote auf das, was mich mit der Ein­tracht in den nächsten Jahren und eigent­lich bis heute erwarten würde: Ein anstren­gendes Auf und Ab. 90 Minuten hielt der unter­klas­sige Gegner das 0:0, in der Ver­län­ge­rung spielte die Ein­tracht plötz­lich ent­fes­selt auf und siegte 4:1. Das erste Tor schoss dabei Tony Yeboah. Wer sonst, fragte mein Onkel rhe­to­risch, wäh­rend ich noch laut jubelnd auf der Sitz­schale stand, die ein­ge­übten Fan­ge­sänge durch­ex­er­zierte und beschloss, dass dieser Yeboah tat­säch­lich der beste Stürmer der Welt war. 

In den fol­genden zwei Jahren setzte Yeboah alles daran, meiner steilen These gerecht zu werden. 1993 und 1994 wurde er Tor­schüt­zen­könig, 1994 sogar, obwohl er ein halbes Jahr aus­fiel, und ich bin mir bis heute sicher, dass die SGE in jener Saison Meister geworden wäre, hätte Yeboahs ver­ma­le­deites Innen­band nur gehalten. Ähn­lich wie ich es bis heute Jupp Heyn­ckes übel nehme, dass er einen Spieler wie Yeboah kurze Zeit später ein­fach aus­sor­tierte. Yeboah ging nach Leeds, ich trau­erte ihm nach, und wäh­rend die Ein­tracht abstieg, schoss sich Yeboah mit unglaub­li­chen Toren in die Herzen der eng­li­schen Fans. Später kam er noch einmal zurück nach Deutsch­land, aber zum fal­schen Verein und auch nicht mehr als der beste Stürmer der Welt, was mög­li­cher­weise, so gestand ich mir ein, an meiner Ver­klä­rung gelegen haben könnte. 


Aber Ver­klä­rung gehört eben auch dazu. Wann immer ich keine Lust mehr auf diesen Sport habe, wann immer ich mich fremd fühle zwi­schen CR7s Six­pack, Bay­erns acht­zigstem Meis­ter­titel und Red Bull, denke ich an diesen grauen Tag im Oktober 1992 zurück und erin­nere mich an das Gefühl von Magie, das mir Tony Yeboah mit seiner kraft­vollen und zugleich mühelos leichten Spiel­weise ver­mit­telte. Und damit bin ich nicht allein. Als Yeboah vor kurzem im Ein­tracht-Museum zu Besuch war, prä­sen­tierte ihm ein Fan sein Rücken­tattoo: Die Nummer Neun und den Namen Yeboah. Seit 2014 ziert Yeboahs Kon­terfei eine ganze Haus­fas­sade in Frank­furt, fährt man mit der S‑Bahn zum Sta­dion, kommt man daran vorbei.

Mit dem Wand­bild wird nicht nur Yeboah gewür­digt, son­dern auch seine Bedeu­tung, die er in Frank­furt im Kampf gegen Ras­sismus in der Kurve hatte. Er fühle sich sehr geehrt, ließ Yeboah anläss­lich des Wand­bildes aus­richten. Dabei ist es ja anders­herum: Als Frank­furt-Anhänger ist man geehrt, dass einer wie Yeboah einst für den eigenen Klub spielte. Danke dafür. Und alles Gute zum 55. Geburtstag.