Ist nicht Robert Lewandowski oder Cristiano Ronaldo, sondern der ehemalige Dortmunder Ciro Immobile. Das sagt jedenfalls sein Berater. Hat er Recht?
Verbrannte Rote Erde. Als Ciro Immobile Dortmund nach nur einem Jahr wieder verließ, fand er keine freundlichen Abschiedsworte. Im Gegenteil. Die Menschen seien nicht nett zu ihm gewesen, sagte er, die Mitspieler hätten ihn nie zum Essen eingeladen, und seine Nachbarn hätten sich über sein großes Auto beschwert. Das Schlimmste aber: Er konnte sich nicht unterhalten, denn niemand beim BVB sprach Italienisch. Und Deutsch wollte er nicht lernen. „Eine komplizierte Sprache.“
Insgesamt also: eine komplizierte Situation, denn auch das Toreschießen, weshalb er für 18,5 Millionen Euro vom FC Turin geholt worden war, klappte nicht so recht. Drei Treffer in 24 Ligaspielen waren viel zu wenig für einen, den der BVB als Nachfolger von Robert Lewandowski angepriesen hatte.
„Ich denke, Ciro Immobile ist im Moment der beste Stürmer in Europa, ganz zu schweigen von Italien“
Damals war man sich ziemlich sicher, dass Immobile ein One-Hit-Wonder war; ein, zwei gute Jahre in Italien hatte er ja zuvor gehabt. Aber bald würde er bestimmt in irgendeiner unteren Liga verschwinden, um dann in einer dieser vielen Transfer-Flop-Rankings im Internet auf den vorderen Plätzen wieder aufzutauchen.
Und zunächst sah es tatsächlich so aus, denn auch bei seinem nächsten Verein, dem FC Sevilla, gelang ihm nicht viel. Er machte acht Spiele und schoss zwei Tore, bevor er zurück nach Italien ging.
Das war 2016.
Vier Jahre später sagt sein Berater Alessandro Moggi: „Ich denke, Ciro Immobile ist im Moment der beste Stürmer in Europa, ganz zu schweigen von Italien.“ Man könnte das als übliche Berater-PR abtun, aber die Zahlen geben Moggi Recht: Immobile, seit vier Jahren für Lazio Rom aktiv, schießt so viele Tore wie kein anderer Stürmer in Europa.
Das Ranking um den Goldenen Schuh führt Immobile vor Robert Lewandowski, Timo Werner und Cristiano Ronaldo an. 25 Treffer hat er in 22 Serie-A-Partien erzielt. Schon in den ersten 17 Ligaspielen machte er 19 Tore. Der letzte Spieler, der das in Italien schaffte, war Antonio Angelillo von Inter. Vor 61 Jahren.
Aber Immobile hat nicht erst in dieser Saison zur alten Form gefunden. Im Grunde gelingt ihm seit seiner Heimkehr nach Italien alles. Wettbewerbsübergreifend hat er für Lazio in 163 Spielen 114 Tore geschossen und 31 vorbereitet. Auch wegen Immobile gewann Lazio vergangenes Jahr die Coppa Italia (Immobilie machte im Halbfinale gegen AC Mailand das Siegtor). Und vor allem wegen Immobilie darf sich Lazio diese Saison Hoffnungen auf die erste Meisterschaft seit 20 Jahren machen. Am Sonntag könnte das Team auf einen Punkt an Tabellenführer Juventus Turin heranrücken.