Heute wird Cafu 52 Jahre alt. Er stand in drei WM-Endspielen und ist der Rekordspieler der Seleçao – und doch muss er bis heute gegen seine Kritiker ankämpfen. Aber er hat ja gute Argumente.
Cafu, mit 142 Partien sind Sie Rekordnationalspieler Brasiliens, viele davon haben Sie als Kapitän bestritten. Sind Sie auch privat ein Anführer?
Bevor ich ein berühmter Fußballer wurde, war mein ältester Bruder der Chef im Ring bei uns zu Hause in Sao Paulo. Das Rollenverhältnis änderte sich dann später nach und nach, und ich wurde automatisch zum Leader unserer großen Sippe.
Warum gibt es so wenige Informationen über Ihre Kindheit und Jugend?
Weil ich eigentlich nicht gerne über diese Zeit spreche. Nicht etwa, weil ich eine schwere Kindheit hatte, sondern weil ich schon immer wollte, dass sich die Leute auf mich als Fußballer konzentrieren sollen. Aber okay, für sie kann ich ja mal eine Ausnahme machen: Ich bin am Stadtrand von Sao Paulo aufgewachsen, in einer ziemlich armen Gegend. Aber ich hatte trotzdem eine sehr glückliche Zeit, unsere Familie hielt zusammen, und wir lebten in bescheidenen, aber guten Verhältnissen.
Wie sahen Ihre ersten Gehversuche auf dem Fußballplatz aus?
Den klassischen Strandfußball als Herkunft kann ich Ihnen leider nicht anbieten, aus dem einfachen Grund, weil wir keinen Strand in der Nähe hatten. Dafür an jeder Ecke kleine und große Bolzplätze, und wenn selbst die besetzt waren, suchten wir uns im Viertel eine freie Ecke, stellten die Taschen als Tore auf und es ging los.
Und schnell wurden die ersten Klubs auf Sie aufmerksam?
Ganz so reibungslos lief das nicht. Ich spielte bei neun Vereinen vor, ehe mich einer unter Vertrag nahm.
Der zukünftige Rekordnationalspieler und zweifache Weltmeister musste neun Mal zum Probetraining? Warum?
Irgendein Problem gab es immer. Mal mochte mich der Trainer nicht, mal irgendein anderer im Verein, mal lief irgendetwas anderes schief.
Hatten Sie nie Zweifel daran, dass Sie vielleicht nicht gut genug sein könnten?
Nein.
Woher kam dieser unerschütterliche Glauben an die eigene Stärke?
Ich war einfach sehr verliebt in den Fußball. Und Sie wissen doch, wie das ist mit der Liebe: Sie macht blind und lässt einen eine ganze Menge Enttäuschungen ertragen. Ich habe das am eigenen Leib zu spüren bekommen. Doch tief in meinem Inneren habe ich immer daran geglaubt, dass ich mal Profi werden würde.
Gab es einen Plan B für den Fall, dass es doch nicht geklappt hätte?
Nein, daran habe ich einfach nicht gedacht. Irgendwas hätte sich bestimmt gefunden. Aber darum musste ich mir zum Glück keine Gedanken machen.