Als Jürgen Klopp BVB-Trainer war, beackerte Marcel Schmelzer die linke Außenbahn. Unter Thomas Tuchel macht er das auch – und spielt außerdem die Saison seines Lebens.
Doch mit Schmelzer als Baustein baute Klopp einen Pressingblock, der sogar international seinesgleichen suchte. Früher Ballgewinn, schnelles Umschalten – Tor. Im Idealfall. Viele Ballbesitzstafetten im Zusammenspiel mit Schmelzer waren nicht vorgesehen. Er war zumeist nur der Prellbock in Kombinationen. Ein System, wie für „Schmelle“ zugeschnitten, dessen Zweikampfverhalten um den eigenen Sechszehner sowieso nicht herauszuheben ist. Und zum großen Kritikpunkt wuchs, als vor der Weltmeisterschaft 2014 um Nationalelfplätze geschachert wurde.
Weltmeister wurde Schmelzer nicht. Weil Joachim Löw mit einer sicheren, massiven Viererkette spielen wollte. Und den Dortmunder zudem Verletzungsprobleme am Knie plagten.
Yoga gegen den Verschleiß
In diesem Jahr spielt Schmelzer endlich wieder nahezu verletzungsfrei. Es könnte seine beste Saison werden, wie er gegenüber dem „Spiegel“ sagte: „Jetzt bin ich endlich mal über viele Monate fit und verletzungsfrei. Dazu kommt, dass ich offensiver spiele, ich bin häufiger an Toren und Vorlagen beteiligt. Das fällt den Leuten mehr auf als die Plackerei eines Abwehrspielers.“
Eben nicht nur die Ernährung hatte er vor Saisonbeginn verändert, auch mit dem Yoga begann er: „Ich war in den vergangenen zwei Jahren häufiger verletzt, mittlerweile bin ich in einem Alter, in dem ich mich mehr um meinen Körper kümmern muss. Ich habe einen Yogakurs begonnen. Das ist anstrengender als ich dachte.“ Anstrengend ist schließlich auch das Spiel unter Tuchel, der lange Ballbesitzphasen in der gegnerischen Hälfte fordert und keine unsicheren Räume im Rücken des Außenverteidigers zulassen will.
Davon profitiert Schmelzer zwar offensiv, aber in der Rückwärtsbewegung muss er umso härter arbeiten.
Anstrengungen bedeuten Verschleiß. Ob sich der 27-Jährige das noch lange erlauben darf? Wohl nur, wenn er weiterhin so intensiv auf seinen Körper, sein Arbeitsgerät, achtet.
Sein Vertrag läuft 2017 aus
Immerhin wird sein Name zurzeit nur selten genannt, im Poker um neue Verträge und Transfers nach England oder Spanien. Dabei ist eins seiner größten Hobbys laut eigenen Angaben: Kniffel spielen. Obgleich auch sein Vertrag im kommenden Jahr in Dortmund ausläuft, scheint sich niemand so recht für einen verletzungsanfälligen Linksverteidiger zu interessieren. Gut für die Borussia. Dort will man Schmelzer zurzeit von einer Unterschrift überzeugen, befindet sich in guten Gesprächen.
„Marcel ist alles, was Borussia ausmacht“, findet Tuchel, „Bescheidenheit, Fleiß und immer wieder an seine Grenzen zu gehen.“ Der Trainer würde seinen verlässlichen Abwehrspieler gerne halten. Fraglich allein, wie bescheiden sich der Asket bei diesem Thema gibt.