Daniel Didavi führt den VfB Stuttgart mittlerweile als Kapitän aufs Feld. Dabei hätte seine Laufbahn aufgrund von einer schweren Knieverletzung längst vorbei sein können. Ein Gespräch über Schmerzen – und die Angst vor dem Karriereende.
Wie fühlten Sie sich vor dem Einstieg ins Mannschaftstraining?
Ich habe mich einfach wahnsinnig gefreut, wieder kicken zu dürfen – den Ball am Fuß zu haben. Ich war wahnsinnig heiß.
Hatten Sie Angst?
Vielleicht bin ich ein Extremfall, aber als die Ärzte mir ihr „Go“ gaben, habe ich nicht mehr daran gedacht, dass meinem Knie etwas passieren könnte.
Im April 2014 gaben Sie schließlich Ihr Comeback gegen Borussia Dortmund. Wie trainierten Sie in den Wochen zuvor?
Ich habe in den Wochen vor der Rückkehr vielleicht zwei oder drei Wochen mit der Mannschaft trainiert. Ich war völlig euphorisch und habe Vollgas gegeben – bis mir relativ schnell die Luft ausging. Die ersten Male waren wie auf dem Bolzplatz, ich habe einfach alles reingehauen und hatte irgendwann nur noch Krämpfe, bis ich dann ein bisschen früher aufgegeben musste.
Nach Ihrem Wechsel vom VfB Stuttgart zum VfL Wolfsburg wurden Sie erneut am linken Knie operiert. Wie präsent waren Knieprobleme in den Jahren nach Ihrem Comeback?
Die Knieprobleme waren immer präsent. Ich hatte auch in den Jahren nach meinem Comeback immer mal stärkere und mal schwächere Schmerzen im Knie, habe aber relativ viele Spiele bestritten, auch wenn ich nicht ganz fit war. Im Sommer 2016 setzte ich mich nochmal mit den Ärzten zusammen, nachdem ich kleinere Probleme mit dem Meniskus hatte. Der Doc sagte mir, dass sich in meinem Knie zunehmend Arthrose gebildet hatte. Er sagte mir, dass in ein bis zwei Jahren Feierabend sei und das Knie komplett kaputt wäre. Außerdem sollte ich mich damit anfreunden, dass ich zeitnah ein künstliches Kniegelenk benötigen würde.
„Ich höre weniger auf die Ärzte“
Was löste das in Ihnen aus?
Natürlich hört man das nicht gerne, aber es war kein richtiger Schock für mich. Ich habe das akzeptiert und beschlossen, weiter zu kicken. Ab dem Zeitpunkt habe ich mich damit beschäftigt, wie ich das Karriereende hinauszögern kann. Ich habe mich in unterschiedliche Bereiche eingelesen.
Mit welchem Ergebnis?
Ich höre weniger auf die Ärzte und mehr auf meinen Körper. Zudem habe ich meine Ernährung umgestellt und ernähre mich vegan, was mir in Bezug auf mein Knie auch gut tut. Jetzt bin ich bald 30 und habe kaum noch Probleme.
Hat sich Ihr Spiel durch die Verletzungen verändert?
Die Schnelligkeit und Spritzigkeit sind natürlich durch die lange Verletzungszeit und die Probleme danach weniger geworden. Mit der Zeit musste ich andere Wege finden, um dieses Defizit auszugleichen. Aber ich denke, dass mir das ganz gut gelungen ist.
Zumindest gut genug, um in der 1. und 2. Bundesliga zu spielen.
So schlecht kann es nicht sein, ja. (Lacht.)