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Seite 2: Das letzte Argument

Tön­nies: Herr Schneider, schön, dass Sie so schnell kommen konnten. Sie wissen, wie es um Schalke steht. Ihre Ana­lyse?“ Schneider (etwas nervös, wegen der Auf­gabe und vor allem Schalke, aber mit dem nötigen Selbst­be­wusst­sein aus­ge­stattet): Meine Herren, es steht sehr schlecht, aber nicht aus­sichtslos. Es steht also nicht 0:4, denn das war ges­tern. Ab heute wollen wir uns auf die Zukunft fokus­sieren.“ Älterer Auf­sichtsrat (flüs­ternd, hört aber natür­lich jeder): Was faselt der da? Null­vier, als ob ich das nicht selber wüsste. Früher war’s hier besser, da gab’s Veltins frei!“ 

Drei Optionen“

Schneider (unbe­irrt): In der aktu­ellen Situa­tion müssen wir den­noch einiges ändern, Wei­chen stellen und früh fri­schen Fahrt­wind an das Mut­ter­schiff Schalke lassen.“ Etwas jün­gerer Auf­sichtsrat: Jetzt reicht es aber auch mit den Füll­wör­tern…“ Tön­nies (laut): Herr Schneider! Ihr Plan!“ Schneider (etwas hek­tisch): Wir brau­chen einen anderen Trainer. Das Pro­blem: In der aktu­ellen Situa­tion haben wir nur wenige Optionen.“ Tön­nies (resi­gniert, kennt die Scheiße ja schon): Wer steht zur Aus­wahl?“ Schneider (fum­melt am Papier): Drei Optionen: Marco Rose… Der aller­dings viel zu teuer ist und keine Lust auf Schalke hat. Statt­dessen könnten wir eine lokale Iden­ti­fi­ka­ti­ons­figur fragen, die schon Erfolg im Verein vor­weisen kann…“ (Im Hin­ter­grund rückt Huub Ste­vens kaum merk­lich, aber doch wahr­nehmbar nach vorne und knurrt sehr leise). „… da hätten wir als freie Männer zur Aus­wahl: Peter Neururer oder Mike Büs­kens.“ Im Saal regt sich: nichts. Oder wir nehmen die dritte Option, etwas gewagt, aber der Mann hat auch inter­na­tional Erfah­rung. Wir fragen: Lothar Mat­thäus.“

Zehn Minuten später haben sich Auf­sichtsrat, Vor­stand und Jochen Schneider von­ein­ander ver­ab­schiedet. Dome­nico Tedesco darf bleiben. Es wird später heißen, man habe sich ein­stimmig darauf ver­stän­digt.

Mat­thäus beendet seine Kar­riere

Und hier liegt sie vor, die Erklä­rung, warum die Fuß­ball­ver­eine ver­rückt geworden sind. Denn es war nur eine kleine Mel­dung, eine Rand­be­mer­kung, die Lothar Mat­thäus in der Vor­woche gegen­über der Neuen Osna­brü­cker Zei­tung“ fallen ließ: Trainer? Das ist für mich vorbei.“ Kurz darauf bra­chen alle Dämme.

Der Grund für einen Trai­ner­wechsel ist so simpel wie ein­leuch­tend, es ist die Hoff­nung auf was Bes­seres. Mit der Unter­schrift auf dem Ver­trag des neues Coa­ches unter­zeichnet man das Papier, das die Wende ein­läuten soll. Eine Argu­men­ta­tion, die aber auch anders­herum funk­tio­niert. Steht ein Trainer zur Dis­po­si­tion, stellt sich die Frage, wie hoch die Erfolgs­chancen bei einem Wechsel denn über­haupt wären. Und damit richtet sich der Blick auf den Markt der freien Kan­di­daten.

Keine rote Linie

So konnten sie sich dann oft­mals doch noch halten, die Vakanten, bekamen eine letzte Chance. All die Trainer, die in diesem Jahr irgend­wann den Stuhl räumen sollten. Sie konnten auf Lothar Mat­thäus ver­weisen und ihre Bosse fragen: Was wollt ihr eigent­lich? Wollt ihr den da?“ Eine Frage, dessen Ant­wort seit Jahren fest­steht. Wes­halb die anderen noch einmal bleiben durften. All die Tedescos, Brei­ten­rei­ters, Baums und Leh­manns, viel­leicht auch Niko Kovac konnte so seinen Posten retten. Ehe es irgend­wann ein­fach nicht mehr wei­ter­ging, der neue Hoff­nungs­träger kam. Oder wenigs­tens Thomas Doll.

Nun aber hat Lothar Mat­thäus seine Kar­riere offi­ziell beendet. Das war vor fünf Tagen. Seitdem: Ein Trai­ner­wechsel in der 1. Liga, in der 2. Liga und der 3. Liga. Und ja, auch der Bas­ket­ball-Bun­des­li­gist Sci­ence City Jena hat seinen Coach beur­laubt. Der Trend ist nicht zu ver­kennen. Man kann also nur hoffen, im Sinne aller Kol­legen, dass es sich Mat­thäus noch einmal über­legt. Der nächste HSV-Coach wird es ihm sicher danken.