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Vor jedem Spieltag stellen wir euch einen Bun­des­li­ga­spieler vor, der nicht immer im Ram­pen­licht steht und trotzdem eine ent­schei­dende Rolle für seine Mann­schaft spielt. Ob wir damit tat­säch­lich Recht behalten, seht ihr sams­tags ab 15 Uhr in unserer großen Bun­des­liga-Kon­fe­renz auf www​.kon​fe​renz​.11freunde​.de.

Der zwölfte Spieltag war Balsam für die geschun­dene Werder-Seele. Mit 4:0 besiegten die Bremer den über­ra­schend gut in die Saison gestar­teten Auf­steiger Han­nover 96. Im zweiten Spiel unter dem neuen Trainer Flo­rian Koh­feldt gelang also das, was in zehn Par­tien unter der Lei­tung von Alex­ander Nouri nicht erreicht wurde: der erste Sai­son­sieg.

Die zen­trale Figur im Bremer Spiel war neben Max Kruse als drei­fa­chem Tor­schützen Thomas Delaney, der den linken Achter im Halb­raum des Mit­tel­felds gab. Der Däne mit US-ame­ri­ka­ni­schen Pass kämpfte sich durchs Mit­tel­feld, gewann Zwei­kämpfe, schloss Räume und öff­nete sie auf der anderen Seite für eigene Angriffe. 

Kampf ist das rich­tige Stich­wort für Bremen. Oder besser: Abstiegs­kampf. Fünf Unent­schieden und fünf Nie­der­lagen aus den Spielen unter Nouri bedeu­teten Platz 17. Auch dessen tak­ti­sche Maß­gaben ent­spra­chen dem Kli­schee einer Mann­schaft, die sich in den Untiefen der Tabelle bewegt: Sicher stehen, hinten die null halten und aus einer orga­ni­sierten Defen­sive heraus angreifen.

Koh­feldt wagt den tak­ti­schen Neu­start

Ein ebenso bekanntes, wie ganz offen­sicht­lich erfolg­loses Kon­zept. Nach fünf Punkten, drei geschos­senen und zwölf kas­sierten Toren musste Nouri gehen. Da half es auch nichts, dass Delaney sich zwei Wochen zu vor noch öffent­lich hinter seinen Trainer gestellt hatte. 

Nouris Taktik sei nicht das Pro­blem, sagte der 26-jäh­rige, Haupt­grund ist, dass wir Spieler unserem Plan nicht gefolgt sind.“ Dieser Argu­men­ta­tion fol­gend hätte die Bremer Ver­eins­füh­rung also die ganze Mann­schaft ent­lassen müssen. Sie ent­schied sich dann aber doch für den Trainer. Flo­rian Koh­feldt, vorher Trainer der zweiten Mann­schaft, über­nahm – und ver­suchte sich am tak­ti­schen Neu­start. Weg vom defen­siven, hin zum pro­ak­tiven Spiel. 

Unter ihm läuft Bremen in einem fle­xi­blen 4−3−3 auf, das bei geg­ne­ri­schem Ball­be­sitz zum 4−2−2 wird. In dieser For­ma­tion über­nimmt Delaney die linke Halb­po­si­tion im Mit­tel­feld. Bei Ball­be­sitz ist er so einer­seits eine wich­tige Anspiel­sta­tion im Auf­bau­spiel, weil die Außen­ver­tei­diger mehr Frei­heiten bekommen und Zwi­schen­sta­tion bei schnellen Kon­tern, die Werder gerade nach eigener Füh­rung wie gegen 96 gerne fährt. 

Ande­rer­seits kommt er selber häu­figer nach vorne, weil der zen­trale Angreifer Max Kruse aus der Spitze Rich­tung Mit­tel­kreis oder auf die Außen­bahnen aus­weicht, um seine direkten Gegen­spieler los­zu­werden. Dann über­nimmt Delaney tem­porär Kruses Posi­tion im Angriffs­zen­trum.

Im 4−4−2 gegen den Ball wird das Bremer Mit­tel­feld kom­pakt und flach, mög­liche Pass­wege werden geschlossen, der Gegner muss auf dem Weg zum Straf­raum eine oder gar zwei Vie­rer­ketten über­spielen. Wenn der Ball dann in vor der ersten Kette hin- und her­ge­schoben wird, setzt Werder die ball­füh­renden Spieler im Spiel­aufbau durch aggres­sives Pressen und Nach­setzen unter Druck.

Aggressiv ist das rich­tige Stich­wort für Delaney. Thomas ist ein Antreiber, immer aktiv, sehr aggressiv“, sagt Sport­di­rektor Frank Bau­mann über den Mit­tel­feld­motor. Delaney scheut die Aus­ein­an­der­set­zung nicht: In der ver­gan­genen, für Bremen sehr erfolg­rei­chen Rück­runde, erlitt er erst eine Mit­tel­ge­sichts­fraktur, das Duell mit Dort­mund been­dete er dann mit blu­tigen Krat­zern im Gesicht.

Kein netter Junge

Und nachdem es beim Pokal­sieg gegen Hof­fen­heim Ende Oktober zu einer Rudel­bil­dung kam, sagte er der Bild: Ich mag das. Wir haben das in Kopen­hagen als tak­ti­sches Mittel benutzt, um uns in Stim­mung zu bringen.“ 

Beim Kjø­ben­ha­vens Bold­klub, meinte Delaney. Dort, wo er seinen gesamten fuß­bal­le­ri­schen Wer­de­gang ver­brachte, mit 17 für die erste Mann­schaft (die zusam­men­ge­legt mit dem FC Kopen­hagen unter diesem Namen antritt) debü­tierte, mit 24 zum Kapitän wurde. Die Beloh­nung für abso­lute Hin­gabe, bedin­gungs­losen Ein­satz für sein Team. Qua­li­täten, die er im Winter mit nach Bremen brachte.

Wir dürfen nicht die netten Jungs sein, wir müssen uns mehr wehren“, sagte er nach dem Pokal­spiel. Delaneys Spiel lebt von Aggres­si­vität, von Emo­tionen, vom Kampf. Nur schafft er es, diese Eigen­schaften mit spiel­ma­che­ri­scher Über­sicht, über­legtem Stel­lungs­spiel und mara­thon­haften Lauf­leis­tungen in Ein­klang zu bringen. Diese Kom­bi­na­tion ist es, die ihn bei Werder so wichtig macht. Für Koh­feldts System und die emo­tio­nale Seite des Abstiegs­kampfs.