Am Wochenende startet die Liga des Welt- und Europameisters in seine 83. Ausgabe. Wir hatten uns eine Betrachtung der Primera División fernab der beiden Granden Real und Barcelona vorgenommen. Und scheiterten grandios.
1.
Die Bundesliga hat den HSV, die Primera División hat Real Madrid, den FC Barcelona – und Athletic Bilbao. Seit 1928 spielen „Los Leones“ ununterbrochen in der höchsten spanischen Spielklasse. Dem deutschen Fan dürfte der Verein als Nutznießer der 40-Martínez-Millionen vom FC Bayern und zweimalige Trainerstation des „Don Jupp“ bekannt sein. Die Rot-Weißen, die ausschließlich auf baskische Spieler und eigenen Nachwuchs setzen, bestreiten ihre Heimspiele im „San Mamés“ – ehrfüchtig „Kathedrale des Fußballs“ genannt.
2.
„Schuster träumt von Engagement in Deutschland“, entnahmen wir im Juli der Tagespresse. Naja – getreu der Maßgabe „ob Mönchengladbach oder Malaga, Hauptsache Deutschland“ band sich Bernd Schuster für fünf Jahre an den FC Malaga, gut bekannt aus DER ekstatischen Nachspielzeit im Westfalenstadion.
3.
Celta de Vigos textile Leistungen waren meist angenehmer zu verfolgen als die sportlichen. Leider evaluiert der spanische Verband nicht nach ästhetischen Komponenten, die Galizier konnten den direkten Wiederabstieg vergangene Saison dank Rang 17 gerade so abwenden. Dabei soll das zweite Jahr nach einem Aufstieg doch angeblich das schwerste sein. Die rührseeligen Mostowoi‑, Karpin‑, Antic- und Stoitschkow-Jünger der Redaktion drücken deshalb alle zwei verfügbaren Daumen!
4.
Das große Stühlerücken im europäischen Fußball machte auch vor den Schwergewichten Real und Barca nicht Halt. Während in der Hauptstadt künftig Signore Carlo Ancelotti als zweiter Italiener nach Fabio Capello das Zepter schwingt, übernimmt eine Unbekannte den katalanischen Rivalen: Gerardo Martino. Der ist wiederum der vierte Argentinier auf Barcas Bank (nach Roque Olsen, Helenio Herrera und dem großen César Luis Menotti), hat aber noch nie in Europa gearbeitet. Wir sind trotzdem der Meinung, dass das funktionieren kann.
5.
Im Jahr der Einführung des „Financial Fair Play“ liebäugelt Real Madrid mit der 120 Millionen Euro schweren Verpflichtung von Gareth Bale. Das entspricht der zusätzlichen Wirtschaftsleistung der Fashion Week für Berliner Unternehmen, der Liter-Menge des landesweit konsumierten Bieres am Super-Bowl-Tag oder auch der Anzahl verkaufter Springsteen-Alben in den USA.
6.
Auch der FC Valencia hantiert mit Fantasie-Summen. Die Hafenstädter stehen laut Angaben einer spanischen Wirtschaftspüfungsgesellschaft mit 276 Millionen in der Kreide. Aber es geht aufwärts: Seit 2008 wurde die Schuldenmasse um 66 Millionen Euro geschmälert. Jetzt Nelson Valdez (drei Millionen Euro teuer) einfach noch 92-mal an al-Jazira abgeben und zack – schuldenfrei!
7.
An die 60 Millionen Euro soll Branchenprimus Barcelona bisher durch Verkäufe von Neymars Shirt mit der Nummer 11 eingenommen haben. Damit wären die Unkosten für den Erwerb des brasilianischen Beaus bereits gedeckt, die 15 Euro für einen Friseurbesuch sind jetzt auch noch drin. Bitte.
8.
UD Levante hatte einen Titel zu verlieren. Das Klassement der ältesten Teams führte Levante mit seinem glatten Schnitt von 28 Lenzen souverän an und erfreute sich des tatkräftigen Zutuns der Bundesliga: Die steuerte mit Sergio Pinto (32, ehemals Hannover) und Andreas Ivanschitz (29, ehemals Mainz) zwei betagtere Akteure bei. Leider vergeblich – der valencianische Vorortverein wurde von Aufsteiger FC Elche (28,6 Jahre im Schnitt) entthront.
9.
Das „Campo de Fútbol de Vallecas“ in einem Vorort von Madrid beheimatet den Erstligisten Rayo Vallecano und 14.708 Sitze. Im kleinsten Stadion der Liga finden somit immerhin 700 Zuschauer mehr Platz als auf dem Manderscheider Burgenfest oder dem Schottenring-Classic-Grand-Prix.
10.
Der FC Villareal nahm seinen Spitznamen „Submarino amarillo“ (gelbes U‑Boot) etwas zu Ernst und tauchte in der Saison 2011/12 als Anwärter auf europäische Plätze in die Zweitklassigkeit ab. Ein herber Schock für die Provinz Castellón, die ihren Helden 2005 noch im Halbfinale der Champions League zugejubelt hatte. In der vergangenen Saison gelang glücklicherweise der sofortige Wiederaufstieg. Mit an Bord: „Das Gewehr“ Walter Pandiani, der sich vor seiner Karriere als Straßenfeger verdingte und dessen Sohn Nicolas in der A‑Jugend von Villarreal spielt.
11.
Elf Jahre alt ist Joshua Pynadath, jüngste Verpflichtung von Real Madrid. Ob der US-Amerikaner, der Barcelona einen Korb gab, für seine Unterschrift mit einem Chemie-Baukasten oder einem kompletten Satz Yu-gi-oh-Karten bestochen wurde, ist nicht überliefert.