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Man kennt das. Wenn ein Verein in finan­zi­elle Tur­bu­lenzen gerät, wird gern nach einem Schul­digen gesucht. Im Fall des däni­schen Tra­di­ti­ons­klubs FC Ros­kilde war dieser schnell ermit­telt: Eine vor gut zwei Jahren getä­tigte Neu­ver­pflich­tung, die jede Menge Geld und (igitt, wie schau­der­haft) kilo­weise Igel­fleisch ver­schlang, letzt­lich aber wenig Leis­tung und schon gar keine Punkte brachte. Schon die Heim­pre­miere von Sigr“ im Mai 2017 war eine glatte Ent­täu­schung – ein fades 0:0 gegen Vend­syssel FF.

Eigent­lich, so Klub-Besitzer Carsten Salo­monsson (59), sei dieser Sigr“ nur ein teures Miss­ver­ständnis auf zwei stak­sigen Beinen gewesen. Des­halb habe Sal­monsson als neuer Mehr­heits-Aktionär des finan­ziell klammen FC Ros­kilde die Not­bremse gezogen und den komi­schen Vogel kur­zer­hand ver­kauft. Das war gleich meine erste Amts­hand­lung“, erklärt der im März beim Verein ein­ge­stie­gene Logistik- und Hotel­lerie-Mil­lionär gegen­über dem Dag­bladet Ros­kilde“. Und klingt dabei ziem­lich zufrieden mit sich.

Ein wehr­loser Sün­den­bock

Sigr“ selbst äußert sich nicht gegen­über der Presse. Kann er auch gar nicht, denn Sigr“ ist ein zahmes See­adler-Männ­chen aus Fleisch und Federn, das vor allem wegen seiner Stärken in der Luft ver­pflichtet worden war. In Ros­kilde sollte der majes­tä­ti­sche Vogel vor den Heim­spielen seine Kreise über dem Sta­dion Idraets­park“ ziehen und so etwas wie Iden­ti­fi­ka­tion stiften. Der See­adler, der auch in der däni­schen Natur vor­kommt, ziert schließ­lich das Wappen des FCR. Zudem gilt er als Symbol für Stärke und Weit­blick.

Die Per­so­nalie Sigr“ aber stand von Anfang an unter keinem guten Stern. Zu oft war das Tier flug­un­fähig, was angeb­lich auch an seiner nicht gerade sport­ge­rechten Ernäh­rung lag. Er war viel­leicht fünfmal da, kos­tete uns aber monat­lich 8.500 Kronen (rund 1.100 Euro; die Redak­tion)“, rechnet Salo­monsson vor. Und damit der gemeine Fan den wirt­schaft­li­chen Schaden auch wirk­lich nach­voll­ziehen kann, betet der Investor die Zahl noch ein zweites Mal her­unter: 8.500 Kronen, die ich Monat für Monat nach Nordsjael­land über­weisen musste, damit der Adler dort mas­sen­haft Igel­fleisch fressen konnte. Das wie­derum berei­tete ihm Bauch­schmerzen, wes­halb er oft nicht zu den Spielen kommen konnte!“

8.500 Kronen im Monat, das ent­spricht rund 100.000 Kronen (oder 13.000 Euro) pro Jahr. Einer­seits ist das ein hüb­sches Sümm­chen für einen Klub, der im Vor­jahr eine finan­zi­elle Nah­tod­erfah­rung durch­stehen musste. Ande­rer­seits weiß auch Salo­monsson dass Sigr“ eigent­lich nur Klein­vieh ist, ange­sichts der 6,3 Mil­lionen Kronen (rund 850.000 Euro) wirt­schaft­li­cher Unter­de­ckung im Geschäfts­jahr 2018. Und dass das wahre Pro­blem eher darin bestand, dass der FC Ros­kilde zuletzt jähr­lich 13,7 Mil­lionen Kronen allein an Staff- und Spie­ler­ge­häl­tern aus­schüt­tete – bei einem Gesamt-Etat von nur 13,2 Mil­lionen.