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Über seinen ersten Ein­druck von Kim­mich
Ich habe ihn zum ersten Mal bei einem U19-Spiel in Nürn­berg gesehen. Das geschah eher durch Zufall, denn wir waren eigent­lich an einem anderen Mit­tel­feld­spieler vom VfB inter­es­siert. Das Spiel lief auf mäßigem Niveau ab, aber Jo spielte ein­fach über­ra­gend, er war vorne und hinten zu finden. Ich habe direkt zu Ralf Rang­nick gesagt: Den Spieler will ich unbe­dingt haben.“

Der VfB hat ganz anders gespielt als wir, von daher hatte ich über­haupt keine Zweifel, dass er es bei uns packen kann. Unsere Spiel­weise mag anfangs für ihn unge­wöhn­lich gewesen sein, aber diese Inten­sität in den Ein­heiten hätte damals jeden Spieler vor Pro­bleme gestellt.

Ich habe bei ihm gemerkt, wie viel er von den Anwei­sungen auf­nimmt. Das ist bei den Profis nicht selbst­ver­ständ­lich. Man muss ihm als Trainer die ein­zelnen Schritte erklären, man muss ihn mit­nehmen.

Über Kim­michs Spiel­weise
Manchmal hat er noch den Schlen­drian drin. Ich erin­nere mich an ein Spiel von uns in Duis­burg, als er den Gegen­spieler am eigenen Fünf­me­ter­raum tun­neln wollte und den Ball verlor. Ab und an fällt mir dieser Leicht­sinn in seinem Spiel noch auf, bei­spiels­weise bei seinem Dribb­ling im EM-Halb­fi­nale in Frank­reich.

Aber das ist eben Jo Kim­mich: Er sucht Lösungen, an die andere Spieler gar nicht denken. Manchmal über­treibt er, wenn er nicht dre­ckig klären, son­dern noch einen drauf­setzen will. Doch Jo ver­traut total auf seine Qua­li­täten. Und er will jede ein­zelne Aktion gewinnen, 50 Pro­zent seines Erfolges hängen mit seiner Men­ta­lität zusammen. Zudem spielt er clever, mit Über­sicht, hat ein her­aus­ra­gendes Stel­lungs­spiel. Den ein­zigen Ver­bes­se­rungs­be­darf bei ihm sah ich lange beim Thema Geschwin­dig­keit, aber auch da scheint er zuge­legt zu haben.

Über Kim­michs Posi­tion
Jo ist ein Sechser, ganz klar. Er muss den Ball haben, er muss am Spiel betei­ligt sein. Sonst ist er wie im Käfig gefangen. Jo hätte die Spiel­weise bei uns auch nicht noch zwei wei­tere Jahre ver­tragen. Er kann gegen den Ball spielen, aber aus einer Team­taktik heraus ihn schnell her­zu­geben – das passt nicht zu ihm. In dieser Hin­sicht ist sein Pass­spiel ein­fach zu gut.

Über Kim­michs Stan­ding in der Kabine und seinen Ehr­geiz
Wenn er in der Kabine etwas gesagt hat, haben selbst die eta­blierten Spieler wie Daniel Frahn nach einer gewissen Zeit zuge­hört. Sie wussten, dass es Jo immer um den Team­er­folg ging und nicht um seine eigene Repu­ta­tion. Nach Jos erstem Spiel wandte sich Basti Schulz im Bus an mich. Er war ein erfah­rener Spieler, den ich an diesem Tag für Kim­mich auf die Bank gesetzt hatte. Schulz sagte mir: Trainer, alles richtig gemacht.“ 98 Pro­zent der Spieler hätten sich wahr­schein­lich eher die Zunge abge­hackt, als das zu sagen. Allein dieser Satz zeigt die Wert­schät­zung für Jo.

Bei den Trai­nings­spielen hat er den Schieds­rich­tern, also den Co-Trai­nern, häufig einige Flüche ent­ge­gen­ge­schleu­dert.

Er wohnte mit Yussuf Poulsen in einer WG, dabei waren die beiden wie zwei unter­schied­liche Pole. Jo war damals schon sehr fokus­siert, Yussi musste das erst lernen. Er hat einmal das Abschluss­trai­ning vor dem Spiel gegen Chem­nitz ver­schlafen. Jo hatte an seine Tür geklopft, doch Yussi sich nicht gerührt. Man muss dazu sagen: Das Abschluss­trai­ning fand nicht mor­gens um 10 Uhr statt, son­dern um 14 Uhr.

Über Kim­michs Zukunft
Ich habe Jo schon immer als richtig tollen Spieler und Men­schen geschätzt. Klar habe ich sein Poten­zial erkannt, doch ich kann nicht sagen: Es war mir voll­kommen klar, dass der bei Bayern durch­startet und Natio­nal­spieler wird.“ Das ist wohl der Unter­schied zwi­schen Guar­diola und Zor­niger. Um diesen Weg vor­her­zu­sagen, brauchte es hell­se­he­ri­sche Fähig­keiten. Des­wegen ist bei Jo auch in der Zukunft nichts aus­ge­schlossen. Er hat Füh­rungs­qua­li­täten und kann der Kapitän der deut­schen Natio­nal­mann­schaft werden.

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