Kapitäne übernehmen Verantwortung. Sie sind das Bindeglied zwischen Mannschaft und Trainer und führen die Mannschaft aufs Feld. Thomas Hitzlsperger ging noch einen Schritt weiter. Er entwarf seine eigene Kapitänsbinde.
Diego Maradona hatte Stil. In einer Zeit, in der Fußballschuhe ausnahmslos schwarz waren, fiel mir seine Spielführerbinde auf. Er trug ein Exemplar, an das ich mich viele Jahre später erinnern sollte. Armin Veh kam eines Tages im Trainingslager auf mich zu und sagte: „Nächstes Jahr bist Du mein Kapitän“. Ich war aufgeregt. Kapitän. Geile Sache, dachte ich mir. Fernando Meira, der amtierende Kapitän, war noch ein Jahr im Amt, und ich sollte ihn beerben. Fortan beobachte ich Fernando etwas genauer.
Er war Kapitän der Meistermannschaft und bei den Kollegen angesehen. Ich machte mir so meine Gedanken und legte mir einen Plan zurecht, wie ich die Sache angehen wollte. Wenn wieder einmal die Diskussion über die Bedeutung des Spielführers geführt wurde, hörte ich aufmerksam zu. Ich hatte eine gute Vorstellung davon, wie ich das Amt ausfüllen wollte. Irgendwann jedoch fiel mir auf, dass Fernando eine Kapitänsbinde trug, die mir nicht gefiel. Grüne Binde, weißes Logo des Sponsors drauf und obendrein war sie auch noch zu groß für mich. Ich hätte dafür ein Jahr im Kraftraum Gewichte stemmen müssen, um meinen linken Oberarm darin unterzubringen. Ich wollte eine andere tragen.
Also überlegte ich mir, wie sie aussehen sollte. In der Vorbereitung auf die neue Saison, meiner ersten als Kapitän, sprach ich mit unserem Zeugwart, Michael Meusch. Ich erzählte ihm von meinem Plan und fragte, ob er mir helfen könnte, eine neue Kapitänsbinde zu entwerfen. Er war begeistert von der Idee, endlich eine Kapitänsbinde im Koffer zu haben, die den Verein anständig repräsentierte. Ich setzte mich mit ihm zusammen und erklärte, dass wir eine Binde benötigten, die besser aussah, um meinen Oberarm passe und am besten noch das Vereinslogo tragen sollte.
Meusch vergab den Auftrag und kurze Zeit später wurden die ersten Exemplare angeliefert. Ziemlich schlicht gehalten, in Schwarz und Rot, einfach zum Überziehen. Die Binde saß perfekt, aber sah dennoch langweilig aus. Wir waren uns einig, dass da noch mehr ging. Das Vereinswappen musste drauf.
Aufgrund der vielen Vorschriften durch die DFL, die bestimmt, wie groß Sponsorenlogos sein dürfen und an welchem Fleck auf dem Trikot sie angebracht sein müssen, befürchtete ich, dass für sein Wappen kein Platz mehr sei.
Meusch meinte jedoch, dass nichts dergleichen vorgeschrieben sei. Nächster Versuch. Diesmal mit Logo Wieder kurze Zeit später erreichten uns die neuen Exemplare. Ich war zufrieden, aber zwei Details fehlten noch. Ich erinnerte mich wieder an Diego Maradona und seine Spielführerbinde. Er trug eine blaue oder weiße mit einem großen „C“ darauf. Nicht nur das. Zuerst befestigte er sie mit einem eingenähten Gummiband am Oberarm und schloss dann die Binde mit einem Klettverschluss. Nach dem Spiel löste er lediglich den Klettverschluss und die Binde hing lose am Oberarm. Und genauso sollte meine sein. Das Gummiband und der Klettverschluss wurden ergänzt, alles perfekt.
Ich hatte Diego´s Kapitänsbinde! Stylemäßig spielten wir in derselben Liga, aber der schwäbische Maradona wurde trotzdem nie aus mir.