Tschechiens Jahrhundert-Torwart Petr Cech beendete diesen Sommer seine aktive Karriere. Anstatt sich nur seiner Beratertätigkeit zu widmen, erfüllt er sich parallel einen Jugendtraum: Eishockey. Für den Sport bringt er neben Talent auch die richtige Kopfbedeckung mit.
In vielen Sportarten ist das Tragen eines Kopfschutzes gang und gäbe. Beim Football sind die charakteristischen Helme nicht weg zu denken, beim Rugby und Eishockey werden sie ebenfalls getragen. Und das ist gut so, denn die Gefahr einer schwerwiegenden Kopfverletzung wird im Sport oft unterschätzt. Insofern war es die bedeutendste Leistung des Fußballers Petr Cech, seinen Sport für einen Kopfschutz zu sensibilisieren, der in Form einer Mischung aus Helm und Mütze zu seinem Markenzeichen wurde. Nachdem sich der tschechische Torwart im Oktober 2006 einen Schädelbasisbruch zugezogen hatte, spielte er seit seiner Genesung fortwährend mit dem Kopfschutz, bis Cech seine Karriere in diesem Sommer beendete. Metaphorisch ausgedrückt: Er hing seinen Helm an den Nagel.
Dort hing der Helm allerdings nicht allzu lange, denn die Torwart-Legende zieht es zurück auf die Sportbühne. Anstatt zurück auf den Rasen geht es für den Tschechen aufs Eis, gestern bestätigte das englische Viertliga-Eishockeyteam Guildford Phoenix aus der Nähe Londons die Verpflichtung des ehemaligen Welttorhüters.
Erste Erfahrungen vorhanden
Wenn sich prominente Sportler in neuen Disziplinen versuchen, und das auch noch auf professioneller Ebene, kommt meistens nicht allzu viel dabei heraus. So war beispielsweise die verzweifelte Vereinssuche von Supersprinter Usain Bolt, der bei Borussia Dortmund trainierte und bei den Central Coast Mariners kurz vor einem Profivertrag stand, vor allem eine großartige PR-Kampagne. Wieso sollte das im Falle Petr Cech anders sein?
In Tschechien ist Eishockey die tonangebende Sportart, entsprechend groß ist die Anhängerschaft. Auch Petr Cech gehört dazu: „Es wird eine wunderbare Erfahrung sein, das Spiel zu spielen, das ich als Kind so gerne gespielt und angeschaut habe.“ Und neben seiner Begeisterung für den Sport bringt der aus Pilsen stammende Ex-Keeper sogar praktische Erfahrung in seiner neuen Tätigkeit mit: Beim Abschiedsspiel für die tschechische Eishockey-Legende Martin Havlat im August 2017 begab sich Cech aufs Eis – und schlug sich bravurös. Bei jenem Spiel stand er sogar mit Jaromír Jágr auf dem Platz. Der inzwischen 47-jährige Jágr gilt als einer der besten Eishockeyspieler aller Zeiten und ist als Methusalem seines Sports immer noch in der ersten tschechischen Liga aktiv.
Dass Petr Cech in seinem Hauptberuf die Arbeit über den Kopf wächst, ist eher nicht zu befürchten. Beim FC Chelsea fungiert er zur Zeit als Berater, was eine ziemlich schwammige Berufsbeschreibung ist. Insofern ist ein gutes Hobby von Vorteil. Der Arbeitsethos des ehemaligen Fußballers, bezüglich seiner neuen Leidenschaft, scheint laut Trainer Milos Melicherik schon einmal zu stimmen: „Seit ich ihn das erste Mal auf dem Eis gesehen habe, hat er sich deutlich verbessert.“
Und der Eifer des Neuzugangs scheint sich direkt auszuzahlen, denn sein Cheftrainer Melicherik stellt ihm direkt das Debüt in Aussicht: „Wir freuen uns darauf, ihm an diesem Wochenende in Aktion zu sehen.“ Ein Glück, dass Cech das Wochenende nicht an der Stamford Bridge verbringen muss: Der Länderspielpause sei dank.
Niemand kann sagen, wie erfolgreich der Pilsener in der vierten englischen Liga Eishockey spielen wird. Er selbst sieht seine neue Anstellung ziemlich pragmatisch: „Manche Menschen glauben, ich hätte meinen Job gewechselt. Aber das habe ich doch gar nicht.“ Was das Hüten eines Tores angeht, hat er natürlich Recht. Nur der eisige Untergrund und die Schlittschuhe sind neu, das Tragen eines Helms kennt er ja im weitesten Sinne.