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Joa­chim Löw wird wei­ter­ma­chen als Bun­des­trainer. Das ist erst einmal keine gute Nach­richt. Nicht für die Fuß­ball-Natio­nal­mann­schaft, der wich­tigsten aller Mann­schaften des Landes, noch für das Mit­ein­ander in unserer Gesell­schaft. Die Bot­schaft ist ver­hee­rend. Selbst dann noch, wenn man ein großes, ein bedeu­tungs­volles Pro­jekt massiv gegen die Wand gefahren hat, darf man fort­fahren, als wäre nichts pas­siert.

Offenbar völlig unbe­ein­druckt von den Ereig­nissen bei der Welt­meis­ter­schaft in Russ­land, wo unter seiner Lei­tung die deut­sche Mann­schaft als Titel­ver­tei­diger kra­chend geschei­tert ist, hat Löw sich nun für eine Fort­set­zung im Amt ent­schieden.

Es schadet dem Amt, dem DFB und Löw selbst

Rein formal gab es für ihn diese Mög­lich­keit. Sein Ver­trag als Bun­des­trainer war vom Prä­si­dium des Deut­schen Fuß­ball-Bundes noch vor der WM-End­runde ohne Not von 2020 bis 2022 ver­län­gert worden. Das hat schon damals kaum einer ver­standen. Vor dem Hin­ter­grund des bla­ma­blen Aus­schei­dens seiner Mann­schaft und den Vor­gängen am Wochen­ende beim DFB, ist es nur noch absurd.

Ohne Gespür für die Situa­tion und ohne auch nur den Ansatz einer Ana­lyse vor­ge­nommen zu haben, hat sich die Ver­bands­spitze in einer Tele­fon­kon­fe­renz zu Löw derart bekannt, dass es am Ende wieder nur noch an Löw selbst lag. Das schadet dem Amt, das schadet dem DFB und es schadet auch Löw.

Das all­ge­meine Argu­ment der ver­gan­genen Tage, dass es keinen anderen als Löw für diesen Posten gibt, spricht längst nicht für Löw und gleich gar nicht für den Ver­band. Dabei hätte der 58-Jäh­rige trotz Ver­trages auch einen anderen Aus­gang nehmen können. Er hätte zurück­treten können und das eigent­lich auch müssen. Das hat die Mehr­heit der Deut­schen so zwar nicht öffent­lich gefor­dert, gleich­wohl hätten es die aller­meisten in diesem Land als ver­ant­wor­tungs­voll und vor allem als anständig emp­funden.

Man mag an das Bei­spiel Margot Käß­manns denken. Nach einem Stra­ßen­ver­kehrs­de­likt war sie Anfang 2010 von ihrem Bischofsamt und dem Rats­vor­sitz der Evan­ge­li­schen Kirche in Deutsch­land zurück­ge­treten – ohne dass es auch nur ein Mensch gefor­dert hatte. Das brachte ihr Aner­ken­nung und Bewun­de­rung ein. Aber solche Men­schen scheint es immer sel­tener zu geben in bedeut­samen und öffent­li­chen Ämtern, sei es im Sport oder in der Politik.

Joa­chim Löw hat die Ein­sicht und die Kraft dazu nicht auf­ge­bracht. Von ihm weiß man, wie sehr er an diesem Amt und seinen Annehm­lich­keiten hängt. Die Stel­lung des Bun­des­trai­ners ist her­aus­ra­gend, die Ent­loh­nung über­steigt die der Bun­des­kanz­lerin um ein Viel­fa­ches, der Arbeits­auf­wand ist dafür über­schaubar.

Eine gewisse Tragik liegt in der Nach­richt

Löw hat eine gute Gele­gen­heit aus­ge­lassen, als einer der ganz großen deut­schen Trainer von der Bühne zu gehen. Er hat dem deut­schen Fuß­ball einiges gegeben, mithin die Mann­schaft zum vierten WM-Titel 2014 in Bra­si­lien geführt. Doch er hat eben auch ein his­to­risch schlechtes Abschneiden zu ver­ant­worten, ohne dafür die Ver­ant­wor­tung auch zu über­nehmen.

Ja, ein Trainer, ein Bun­des­trainer dazu, darf schei­tern bei einem Tur­nier. Es ist dann immer die Frage, wie er damit umgeht. Andere an seiner Stelle hätten womög­lich ein schlechtes Gewissen gehabt. Von Löw dagegen gibt es leider nur Bilder, wie er am Wochen­ende eine Kaf­fee­fahrt in einem Cabriolet unter­nommen hat. Das allein schließt nicht aus, dass er sich Gedanken gemacht hat um das WM-Aus. Doch ver­ortet er die allei­nige Schuld ganz offenbar bei der Mann­schaft. Und so liegt in der Nach­richt vom Dienstag eine gewisse Tragik.