Ein englischer Viertligist ließ online über den Namen seines neuen Stadions abstimmen. Klarer Sieger: der Vorschlag „Kevin“. Doch dann zeigten sich Klub und Sponsor erschreckend humorlos.
„Kevin“-Gegner halten dem entgegen, dass der Namensvorschlag und die anschließende Stimmenflut, welche die kleine Fanbase der Forest Green Rovers bei weitem überstieg, vermutlich einem bösen Streich entsprungen seien. Und dass der englische Fußballverband (FA) sich im Jahr 2005 ähnlich rigoros über das Resultat einer Online-Abstimmung hinweg gesetzt habe. Damals hatte die FA bei der Benennung einer Brücke unweit des neuen Wembley-Stadions das maßgeblich von deutschen Fans befeuerte Votum pro „Didi Hamann Bridge“ kurzerhand für nichtig erklärt.
„Kevin“ aber war gar nicht als Streich gedacht. Der Vorschlag stammt allem Anschein nach von einem aufrichtigen Forest-Green-Fan und greift einen alten Scherz über die als Hippie-Klub verlachten Rovers auf: „Liverpool hatte Kevin Keegan“, heißt es darin, „und ihr habt Kevin Vegan (gesprochen: „Wigän).“
Das Beispiel von der „Didi Hamann Bridge“ lassen „Kevin“-Befürworter also nicht gelten und führen stattdessen einen anderen Präzedenzfall ins Feld: Vor rund vier Jahren durfte die Öffentlichkeit über den Namen eines durch Spendengelder finanzierten britischen Forschungsschiffes abstimmen. Die Wahl fiel mit überwältigender Mehrheit von 124.000 Stimmen auf „Boaty McBoatface“, was – eine Übersetzung ersparen wir uns an dieser Stelle – ein eher dümmlicher Name ist. Fand auch die zuständige Schifffahrtsbehörde und nannte das Gefährt lieber „Sir David Attenborough“, nach dem weltberühmten englischen Naturfilmer.
„Hey – Abstimmung ist Abstimmung!“, empörten sich Zehntausende, starteten eine gigantische Kampagne und landeten einen (Teil-)Erfolg: Eines der kleineren Expeditionsboote, die vom Deck der „Sir David Attenborough“ zu Wasser gelassen werden können, heißt nun „Boaty McBoatface“ und verrichtet seit vier Jahren zuverlässig seinen Dienst im antarktischen Meer.
Was das für „Kevin“ bedeuten könnte? Vielleicht wird der Name ja wenigstens den Trainingsplatz der Forest Green Rovers zieren. Oder den Mannschaftsbus. Oder zumindest einen der veganen Imbissstände. Das ist man „Kevin“ einfach schuldig.