Werder Bremen ist das Überraschungsteam der Saison. Wie hat Trainer Florian Kohfeldt das hinbekommen? Fünf Gründe für den Höhenflug.
3. Defensive Stabilität
Bei aller Dominanz und bei allen Versuchen, spielerisch den Gegner zu dominieren, wäre es falsch, Bremens Fußball als offensiv zu bezeichnen. Der große Vorteil ihrer eingeübten Spielzüge ist die Tatsache, dass alle Spieler nach Ballverlusten sofort wissen, was sie zu tun haben.
Bremens größte Stärke: Sie üben sofort Druck nach Ballverlusten aus. Erobern sie den Ball nicht, ziehen sie sich sofort in eine enge 4 – 1‑4 – 1‑Ordnung zurück. Möchten sie den Druck auf den Gegner hochhalten, schießen Klaassen oder Eggestein nach vorne. Auch im Spiel gegen den Ball überzeugt Bremen also mit klaren Abläufen. Mit gerade einmal acht Gegentoren nach acht Spielen befindet sich Werder auf dem Kurs, den Kohfeldt vorgegeben hat. Er möchte, dass die Mannschaft maximal 40 Gegentore in dieser Saison kassiert.
4. Neu gewonnene Flexibilität
Kohfeldt favorisiert zwar ein 4 – 3‑3-System. Gerade in den ersten Monaten seiner Amtszeit hielt er recht starr an diesem System fest. Doch mittlerweile beherrscht sein Team auch andere Varianten, beispielsweise eine Raute oder Formationen mit einer Fünferkette. Damit kann Kohfeldt auf Probleme innerhalb von Spielen schnell reagieren.
Der Sieg gegen Schalke war ein Paradebeispiel: Nachdem Schalkes Trainer Domenico Tedesco in der Pause auf eine Rautenformation umgestellt hatte, drohte Bremen die Partie zu entgleiten. Kohfeldt brachte mit Claudio Pizarro einen weiteren Stürmer sowie mit Sebastian Langkamp einen weiteren Verteidiger. Er stellte damit von einem 4 – 3‑3-System auf ein 5−3−2 um. Im neuen System bekam Bremen das Spiel in den Griff.
5. Maximilian Eggestein
Man sollte nicht den Fehler begehen, Bremen als Top-Team ohne Schwächen anzusehen. Bremen kann die eigene Dominanz noch zu selten in Torchancen umwandeln. Bei den abgegebenen Torschüssen und in der Expected-Goals-Statistik, die die Qualität von Torchancen misst, befindet sich Bremen nur im Mittelfeld der Liga. Doch Bremen macht derzeit aus wenigen Torchancen viele Tore. Knapp jeder siebte Schuss landet im Tor, das entspricht dem fünftbesten Wert der Liga.
Bremens Effizienz liegt nicht zuletzt an Maximilian Eggestein: Der Mittelfeldspieler avanciert dank seiner Distanzschüsse zum Top-Torjäger der Bremer. Seine Schüsse aus der zweiten Reihe sind auch deshalb so eine gefährliche Waffe, weil sie das größte Bremer Problem kaschieren. Gerade im letzten Drittel fehlt dem eigenen Ballbesitzspiel die Finesse, sodass Bremen zu selten in den Strafraum gelangt. Gegen Schalke gaben sie gerade einmal fünf Schüsse innerhalb des Strafraums ab. Und dennoch gewannen sie dank zweier Tore von Eggestein.
Der Bremer Traum, nach einer Saison des Abstiegskampfes im folgenden Jahr schon um die Europa League zu spielen – er klingt nach acht Spieltagen nicht mehr ganz so unrealistisch.