Bayern München besiegt Borussia Dortmund. Das verdanken sie einem bärenstarken Joshua Kimmich – und ihrer starken Abwehr. Das Meisterstück in der Analyse.
Aus, Schluss, vorbei. Auch wenn die offizielle Bestätigung noch ein paar Spieltage warten muss: Bayern München ist nach dem 1:0‑Erfolg im Spitzenspiel gegen Verfolger Borussia Dortmund praktisch Meister. Mit dem Sieg steigern die Bayern ihren Vorsprung auf den ärgsten Verfolger auf sieben Punkte. Es war ein hart erkämpfter, aber keineswegs unverdienter Sieg, den der Rekordmeister vor allem seiner Defensive zu verdanken hat. Fünf Punkte zum Spiel.
Sechs Siege in Folge hatten zuletzt sowohl die Bayern als auch die Dortmunder gefeiert. Im Spitzenspiel trafen zwei Teams aufeinander, die sich auf der Höhe ihres Schaffens befinden. Die Spieler leiteten den Ball häufig mit nur einem Kontakt weiter, wagten Tricks und Dribblings, suchten immer wieder das Zusammenspiel. Selbst wenn der Gegner zum Zweikampf überging, verloren die Spieler praktisch nie den Ball. Die Bayern bekamen 87 Prozent ihrer Pässe zum Mitspieler, der BVB 85 Prozent. Das zeigt, wie hoch die technische Klasse beider Teams war.
Etwas überraschend war, dass nicht nur die Bayern auf gepflegten Ballbesitzfußball setzten. Erstmals unter Trainer Hansi Flick verbuchten sie am Ende gar weniger Ballbesitz als der Gegner; Der BVB gewann diese Statistik 51 zu 49 Prozent. Während des 4:0‑Siegs im Hinspiel hatte Hansi Flicks Team noch 60 Prozent Ballbesitz. Das belegt, wie stark BVB-Coach Lucien Favre seine Mannschaft im fußballerischen Bereich weiterentwickelt hat.
Die grundlegende Spielanalage beider Teams ähnelte sich: Mit flachen Pässen sollte das Spiel ausgelöst und der Gegner aus der eigenen Hälfte gelockt werden. Die Dortmunder setzten dazu auf eine 3 – 4‑3-Formation, die Bayern agierten aus einem 4 – 2‑3 – 1‑System.
Die Bayern interpretierten ihr eigenes System dabei mutiger. Gerade im Spiel gegen den Ball riskierten sie mehr: Sie pressten die Dortmunder bereits weit in deren Hälfte. Die Außenstürmer rückten dazu weit vor, sodass ein 4−3−3 entstand. So konnten die Bayern mit drei Stürmern eine direkte Zuordnung gegen Dortmunds Dreierkette herstellen.
Die ballsicheren Dortmunder verloren in der Abwehr zwar praktisch nie den Ball. Allerdings zwangen die Bayern Dortmunds Doppelsechs und die Außenverteidiger mit ihrem hohen Pressing, sich weiter hinten anzubieten. Dortmund hatte weniger Anspielstationen in der gegnerischen Hälfte.
Der BVB hingegen ging seltener zu einem hohen Pressing über. Sie zogen sich im 5−4−1 hinter die Mittellinie zurück. Die Bayern konnten den Ball länger in der eigenen Abwehr laufen lassen und Angriffe besser vorbereiten.