Gladbach gegen Bayern, das klingt wie die Wiederkehr der Spitzenspiele aus den Siebzigern. Aber Geschichte wiederholt sich nicht, dafür hat sich der Fußball zu sehr verändert.
Schon Anfang der siebziger Jahre haben die beiden Klubs unterschiedliche Abzweigungen genommen, und der Weg der Borussia aus Mönchengladbach hätte am atmosphärisch wunderbaren aber leider längst nicht mehr konkurrenzfähigen Bökelberg irgendwann fast ins Nichts geführt. Es ist eine der großen Leistungen, dass der Verein die gigantische Lücke, die zu den Bayern entstanden war, seither zumindest ein wenig hat schließen können. Und eigentlich gebührt Vereinspräsident Rolf Königs dafür mehr Lob als er gemeinhin abbekommt. Denn er, selber ein mittelständischer Unternehmer, hat viel dazu beigetragen, dass der Klub prototypisch mittelständische Werte wie Vernunft und Entschlusskraft erfolgreich kultiviert hat.
Aber das ändert dennoch nicht viel daran, dass selbst Vereine wie Borussia Mönchengladbach heutzutage keine wirkliche Chance mehr haben, noch einmal Deutscher Meister zu werden. Es ist natürlich nicht auszuschließen, dass Roses Team am Samstag die Bayern schlagen und sieben Punkte Vorsprung vor ihnen haben wird. Aber selbst dann müsste auch in den kommenden 20 Spieltagen alles passen und der Fußballgott ein Gladbacher sein, um diesen Vorsprung über die Ziellinie zu bringen. Die nüchternen Rechner der amerikanischen Website FiveThirtyEight sehen die Chancen auf eine Gladbacher Meisterschaft jedenfalls gerade bei vier Prozent, für die Bayern steht sie bei 71 Prozent.
Bayern kann sich mehr Fehler erlauben
Das hat mit dem gewaltigen Unterschied an Wirtschaftskraft zu tun, der sich in die Qualität der Kader übersetzt. Deshalb kann sich der FC Bayern im nationalen Bereich auch viel mehr Fehler als die Konkurrenz erlauben (was er ja auch schon fleißig getan hat). Letztlich sind die Münchner im Vergleich zu den mittelständigen Gladbachern von ihrer Wucht her ein internationaler Konzern. Das gilt mit Abstrichen auch für Borussia Dortmund und vor allem für RB Leipzig, mit seiner nur lustlos kaschierten globalen Konzernstruktur. Das österreichische Unternehmen übrigens steht derzeit nur einen Punkt hinter dem Spitzenreiter. Sollte Bayern also zu viele Fehler machen, würde vermutlich am ehesten Leipzig davon profitieren.