HSV-Legende Richard Golz arbeitet als Torwarttrainer der Nationalelf Rumäniens. Wie die Zusammenarbeit mit Trainer Christoph Daum ist und und wie es ihn nach Rumänien verschlagen hat, verrät er im Interview.
Richard Golz, Sie sind auf Ihre alten Tage wieder Nationalspieler geworden. Wie fühlt es sich an, ein Vierteljahrhundert nach Ihrer Zeit in der U21 noch mal den Adler zu tragen?
Auch wenn es nur die DFB-Allstars sind, bin ich schon stolz darauf. Ich habe zwar nur in der U21-Nationalmannschaft gespielt, aber das reicht für die Nominierung. Im Januar 2016 war ich erstmals dabei – bei einem Hallenturnier in Moskau. Gerade waren wir in Israel, da war auch mein alter Mitspieler Jörg Albertz mit. Es ist immer schön, Fußball zu spielen, auch wenn nicht mehr alles so klappt, wie ich mir das vorstelle (lacht).
In Sachen Nationalmannschaft sind Sie gerade auf den Geschmack gekommen. Sie arbeiten unter Christoph Daum als Torwarttrainer in Rumänien. Wie kam es dazu?
Christoph Daum hat den Nationaltrainerposten nach der EM übernommen. Beim DFB und seinem Freund Bernhard Peters hat er sich nach einem möglichen Torwarttrainer erkundigt. Durch beide Kanäle hat er den Tipp bekommen, sich mal bei mir zu melden. Wir hatten vorher höchstens mal ein paar Sätze miteinander gesprochen, aber ich musste nicht lange überlegen. Ich finde es spannend, auf diesem Weg ein anderes Land kennenzulernen.
Wie sind die Bedingungen in Rumänien?
Wir arbeiten in einer Sportschule am Rande von Bukarest. Die Bedingungen dort sind wirklich gut, wenn auch nicht auf einem Niveau mit der Bundesliga. Der Standard ist reduziert, aber alles, was wir brauchen ist da und funktionell.
Daum steht in Deutschland schon seit Längerem nicht mehr im Fokus. Wie nehmen Sie ihn in der gemeinsamen Arbeit wahr?
Ich bin wirklich beeindruckt. Man merkt sehr deutlich, was er aus seiner Zeit in der Bundesliga, aber auch in der Türkei und in Belgien für einen wahnsinnigen Erfahrungsschatz hat. Nicht zuletzt im Umgang mit Menschen und anderen Kulturen.
Er gilt in Deutschland als ein Trainer, der seine Mannschaft besonders über die Motivation packt. Gibt es da eine Sprachbarriere?
Ihn auf die Motivationsschiene zu reduzieren, ist nur die halbe Wahrheit. Natürlich kann er eine Mannschaft führen, aber er ist auch in der Trainingsarbeit und der Analyse unglaublich akribisch. Er ist taktisch auf dem neusten Stand und kein Stück old-school. Außerdem verstehen alle Spieler Englisch. Nur im Notfall wird vom zweiten Co-Trainer übersetzt. Sonst dauert in den acht, neun Tagen, die wir in der Regel zusammen sind, alles auch doppelt so lange.