Das Leben als HSV-Fan ist kein einfaches. Jetzt könnte die Mannschaft auch noch den Aufstieg verspielen. Wie fühlt sich das an? Und wie reagieren die Fans auf die Aktion von Lewis Holtby? Wir haben beim Abteilungsleiter der HSV-Supporters, Timo Horn, nachgefragt.
Vor dem Spiel in Berlin bat Lewis Holtby darum, nicht mitfahren zu müssen, weil er nicht in der Startaufstellung stehen würde. Der HSV hat ihn daraufhin suspendiert. Eine nachvollziehbare Entscheidung?
Ich kenne die Hintergründe nicht, aber ich denke, dass man so eine Situation drei Spieltage vor Saisonende anders bewertet, und auch muss, als nach vielleicht fünf Spieltagen.
Holtby sagt, dass er im Affekt gehandelt und seine Entscheidung kurze Zeit später revidiert hätte. Glauben Sie ihm?
Lewis ist ein emotionaler Typ. Emotionale Menschen reagieren auch manchmal über. Aber es war ein Fehler, auch wenn ich ihm glaube.
Hätte der HSV anders mit seiner Reaktion umgehen müssen?
Das möchte ich von außen nicht beurteilen.
In den sozialen Netzwerken erlebt Holtby eine Welle der Solidarität. Wie erklären Sie sich sein Standing bei den Anhängern?
Mit seiner Emotionalität und Verbundenheit, die er glaubhaft vermittelt. Lewis ist schon als Fan mitgefahren, als er gesperrt war, hat vor einem Jahr bei den Choreo-Vorbereitungen am letzten Spieltag geholfen und ein Lied zu Gunsten des Kinderhospiz Sternenbrücke aufgenommen. Er ist grundsätzlich ein guter Typ und das respektieren die Fans.
Seine Kritiker sagen, er wäre während seiner Zeit in Hamburg häufiger durch seine öffentlich zur Schau gestellte Verbundenheit zum Verein und weniger durch Leistung aufgefallen. Wie sehen Sie das?
Die Kritiker können sich ja mal die Relegation in Karlsruhe ungefähr ab Minute 75 angucken. Lewis war ausgewechselt worden und ist abseits des Platzes mehr gerannt als mancher Spieler auf dem Platz. Er hat seine Truppe nach vorne gepeitscht. Das war keine Show, das war echt. Die Leistung auf dem Platz zu bewerten, überlasse ich anderen.
Sein Berater Marcus Noack hat die Maßnahme des HSV bedauert und die mediale Begleitung kritisiert. Glauben Sie, dass der HSV mit der Causa Holtby von anderen Problemen ablenken wollte?
Ich glaube das nicht, auch wenn in den sozialen Medien jetzt mehr über Holtby als über als den sportlichen Negativlauf geschrieben wird. Ich gehe fest davon aus, dass man es auch im Falle eines Sieges gegen Union kommuniziert hätte.
Haben Sie das Gefühl, dass die Negativserie gerade recht kommt und der HSV gar nicht aufsteigen will?
Wer kommt auf so eine absurde Idee?!
Wäre der Aufstieg denn wirklich das Beste für den HSV?
Der größtmögliche Erfolg ist immer das Beste für einen Sportverein. Und in dieser Saison ist der größtmögliche Erfolg der Aufstieg. Also Ja!
Was hoffen Sie für die nächsten zwei, drei Jahre?
Ich hoffe, dass wir dieses Jahr aufsteigen und uns dann in der Bundesliga etablieren. Für die letzten drei Spiele erwarte ich, dass wir uns zusammenreißen und alles geben, um den direkten Aufstieg klar zu machen. Das muss unser Anspruch sein.