Diego Contento erlebte bei den Bayern fünf Jahre lang viele Spiele von der Bank. Warum er München dennoch vermisst und wie er mit der Champions League seinen Frieden schloss.
Diego Contento, sollen wir das Interview überhaupt noch auf Deutsch führen oder ist ihnen Französisch schon lieber?
Nein, nein, lieber nicht. So gut ist mein französisch auch noch nicht (lacht).
Ist es schwierig, in Bordeaux den vielen guten Rotwein zu vermeiden?
Der schmeckt hier auf jeden Fall überragend, das Essen ist auch wunderbar – insofern lebt es sich hier sehr gut. Aber dennoch bin ich in erster Linie hier um gut Fußball zu spielen.
Sportlich läuft es eher mittelmäßig: Sie stehen mit Girondins auf Platz 12 der Tabelle. Sind die Europa-Ambitionen schon begraben?
Wir hatten bislang sicherlich keine leichte Saison mit dem Tiefpunkt der Trainerentlassung im März. Derzeit läuft es aber wieder besser und vielleicht geht tatsächlich noch etwas in Richtung Europa League. Natürlich ist es schade, dass Willy Sagnol nicht mehr Trainer ist. Er hatte mich 2014 kontaktiert und mir den Wechsel angeboten.
Obwohl Sie seit ihrem fünften Lebensjahr dort spielten, waren Sie beim FC Bayern stets Ersatzspieler. Hat ihnen eigentlich die Wertschätzung gefehlt?
Dass es beim FC Bayern Konkurrenz gibt, ist ja nichts Neues. Dass ich nicht so viele Einsätze hatte, lag eher daran, dass ich mich gegen die Konkurrenten nicht durchsetzen konnte und auch etwas Verletzungspech hatte. Das Positive: Ich habe immer mit hervorragenden Spielern zusammengespielt, von denen ich viel lernen konnte.
Gab es einen speziellen Grund, warum Sie nach fünf Jahren gewechselt sind?
Der Hauptgedanke war sicherlich, dass ich mehr spielen wollte. Ich wollte mich noch mehr als Teil des Erfolgs fühlen und nicht nur ein paar Spiele gemacht haben. Ich denke schon, dass der Verein grundsätzlich Interesse an meinem Verbleib hatte. Ich habe mich damals allerdings anders entschieden.
Guardiola war ihr dritter Trainer beim FC Bayern. Unter einem seiner Vorgänger, Louis van Gaal, waren sie 2010 in den Kader gekommen. Wie wichtig war er für Sie?
Van Gaal war ein echter Fachmann, der uns allen vor allem taktisch weitergeholfen hat. Ich habe damals bei den Amateuren gespielt, von wo er mich dann hochgeholt und unter anderem ins Trainingslager mitgenommen hat. Er hatte einen unheimlich guten Blick und hat mich sehr viel weitergebracht. Natürlich gehört dazu auch mal, im Training angeschrien zu werden. Für die großen Spieler war es sicher nicht einfach, für uns Junge war es dafür umso besser.
Was veränderte sich für Sie unter Jupp Heynckes?
Er gab mir das Vertrauen, in jeder Hinsicht. Mit Heynckes habe ich häufig Einzelgespräche gehabt, in denen er mir meine Fehler aufzählte. Aber eben auf eine sehr freundliche Art und Weise.