Der Kampf um die Präsidentschaft beim DFB geht in die entscheidende Phase: Wird es Peter Peters oder Bernd Neuendorf? Und was geschieht mit dem personifizierten Bösen?
Das Aktuelle Sportstudio hat schon lange nicht mehr die Strahlkraft wie in früheren Jahrzehnten. Doch selbst wenn die Sendung inzwischen erst kurz vor Anbruch der Geisterstunde beginnt, so bleibt sie eine wichtige Plattform für Leute, die eine Botschaft platzieren wollen. Vermutlich hat das auch Peter Peters gedacht, der an diesem Freitag vom Interims- zum ordentlichen Präsidenten des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) gewählt werden möchte.
Knapp zwei Wochen ist es her, dass Peters im Sportstudio zu Gast war. Sollte er allerdings das Ziel gehabt haben, dort für sich und seine Positionen zu werben, dann ist das ordentlich in die Hose gegangen. Peters hinterließ weniger einen präsidialen als einen bemitleidenswerten Eindruck. Die Begrüßung des Moderators Jochen Breyer („Herzlich willkommen“) konterte er mit einem „Herzlich willkommen“, er wackelte hibbelig auf seinem Stuhl herum, wirkte fahrig und blieb auf konkrete Fragen nach seinem Programm maximal schwammig.
Peters’ Aussichten, zum DFB-Präsidenten gewählt zu werden, waren schon vorher nicht gut. Seit seinem Besuch im Sportstudio sind sie nicht mehr existent.
Das liegt daran, dass es am Freitag ein Novum in der 122-jährigen Geschichte des Verbandes geben wird. Der DFB ist dafür bekannt, dass strittige Themen vorab im Hinterzimmer ausgekungelt werden und im Plenum des Bundestages dann nur noch grüne Stimmkarten in die Höhe gereckt werden. An diesem Freitag in Bonn aber treten zum ersten Mal zwei Kandidaten in einer Kampfabstimmung um das Präsidentenamt an. Zum einen eben Peter Peters, 59 Jahre alt, früherer Finanzchef des FC Schalke 04. Und Bernd Neuendorf, 60, Präsident des Fußballverbands Mittelrheins, früher Journalist und Politiker.
Dem breiten Publikum ist Neuendorf noch weitgehend unbekannt. Selbst Oliver Bierhoff, als Manager der Nationalmannschaft Mitglied im DFB-Präsidium, musste im Herbst zugeben, er kenne den damals noch potenziellen Kandidaten gar nicht. An seiner Wahl zum Nachfolger des im Mai 2021 zurückgetretenen Fritz Keller bestehen trotzdem nicht die geringsten Zweifel. Die Unterstützung der sogenannten Amateurvertreter ist dem Kandidaten weitgehend sicher, auch der Berliner Fußballverband wird für ihn stimmen. Und selbst das Profilager steht keineswegs geschlossen hinter Peters. Der 1. FC Köln etwa hat bereits verkündet, er werde für Neuendorf stimmen.
„Mich würde schon mal interessieren, was dich, Peter, für das Amt des Präsidenten qualifiziert. Die Tätigkeit bei Schalke 04 kann es ja nicht gewesen sein.“
Nachdem Peters als Kandidat vorgeschlagen worden war, schrieb „Der Spiegel“ süffisant: „Der Verband ist an Nieten gewöhnt – trotzdem regt sich Widerstand.“ Der Eindruck, dass Peters für das Amt nicht geeignet ist, hat seitdem eher zugenommen. In Vorstellungsrunden sei er aggressiv und inhaltlich wenig überzeugend aufgetreten, heißt es.
Und legendär ist auch Peters’ Besuch im Sport1-Doppelpass im vergangenen Herbst. Andreas Rettig, der frühere Vorstand der Deutschen Fußball-Liga (DFL), ließ sich telefonisch zuschalten und fragte: „Mich würde schon mal interessieren, was dich, Peter, für das Amt des Präsidenten qualifiziert. Die Tätigkeit bei Schalke 04 kann es ja nicht gewesen sein.“
Ein Vierteljahrhundert war Peters in Schalke für die Finanzen zuständig. Dass sich der Klub in dieser Zeit gefährlich nahe an den Rand des Ruins herangerobbt hat, ist natürlich nicht zuletzt ihm angelastet worden. Doch damit würde man Peters’ Einfluss wohl überschätzen. Entscheidend für den Niedergang war eher die Großmannssucht des Aufsichtsratsvorsitzenden Clemens Tönnies. Vor knapp zwei Jahren hat Peters seinen Posten als Finanzvorstand bei den Schalkern aufgegeben – aus freien Stücken, sagt er selbst. Weil Tönnies ihn habe loswerden wollen, behaupten seine Kritiker.