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Moritz Gro­bov­schek, am Mitt­woch kommt es in Öster­reichs dritter Spiel­klasse zum Spit­zen­spiel um die Auf­stiegs­re­le­ga­tion. Ihr Verein Aus­tria Salz­burg, aktuell Tabel­len­zweiter mit zwei Punkten Rück­stand, spielt gegen den Tabel­len­führer FC Lie­fe­ring. Bei genauerer Betrach­tung könnte man aller­dings auch von einem Derby gegen Red Bull Salz­burg spre­chen. Täuscht der Ein­druck?
Kei­nes­wegs. Es han­delt sich beim FC Lie­fe­ring um eine Retorte in der Retorte. Der Zusam­men­hang zwi­schen den beiden Ver­eine wird schon deut­lich, wenn man einen Blick auf die Home­page von Red Bull Salz­burg wirft. Dort wird der FC Lie­fe­ring zwi­schen dem Profi- und dem Junioren-Team auf­ge­führt. Auch auf dem Platz sind die Gemein­sam­keiten unver­kennbar. Der FC Lie­fe­ring trägt mit Aus­nahme des Wap­pens sogar die glei­chen Tri­kots wie sein großer Bruder und spielt seit kurzem auch in dem selben Sta­dion.

Der FC Lie­fe­ring ent­spricht also dem Ama­teur­team oder der zweiten Mann­schaft von Red Bull Salz­burg?
Das ist kor­rekt und das ist der ent­schei­dende Punkt. 

Inwie­fern?
Bis zu dieser Saison waren die Red Bull Juniors die offi­zi­elle zweite Mann­schaft. Zu diesem Zeit­punkt gab es aller­dings bereits eine lose Koope­ra­tion mit dem dama­ligen USK Anif. Dieser ist dann in eine finan­zi­elle Schief­lage geraten und Red Bull sprang in die Bre­sche. Damit wurde gleich­zeitig auch die Lizenz für den Verein erworben. Die zusätz­liche Lizenz nutzte man dann, um den FC Lie­fe­ring aus der Taufe zu heben. Hinter dem ver­birgt sich nun die eigent­liche Mann­schaft der Juniors. Der ehe­ma­lige USK Anif fusio­nierte dagegen mit den Red Bull Juniors zum FC Anif und wird seitdem als offi­zi­elles Ama­teur­team von Red Bull Salz­burg geführt. Kurio­ser­weise findet dieses offi­zi­elle Ama­teur­team im Gegen­satz zum FC Lie­fe­ring auf der Home­page von Red Bull Salz­burg kei­nerlei Erwäh­nung.

Was ver­spricht sich Red Bull von diesem ver­schach­telten Modell? 
In Öster­reich ist es den offi­zi­ellen Ama­teur­mann­schaften der Profi-Klubs nicht gestattet, in die Erste Liga (Zweite Liga in Deutsch­land, d. Red.) oder gar die Bun­des­liga auf­zu­steigen. Mit diesem Modell soll diese Rege­lung umgangen werden. Red Bull ver­sucht sich auf diese Weise einen Platz­halter in jeder Spiel­klasse zu ver­schaffen. Pikan­ter­weise gibt es ja zusätz­lich auch noch eine Koope­ra­tion mit dem FC Pasching, der in Regio­nal­liga Mitte noch aus­sichts­reich im Rennen liegt und in der Rele­ga­tion auf den Ersten aus unserer Liga treffen würde.

Ein wei­teres Farm­team?
Beim FC Pasching ist es weitaus weniger offen­sicht­lich. Hier beschränkt sich der Ein­fluss offi­ziell auf ein aus­schließ­lich finan­zi­elles Enga­ge­ment. Hinter diesem Kon­strukt ver­birgt sich aber letzt­end­lich die Absicht, min­des­tens einen der beiden Ver­eine in die zweit­höchste Spiel­klasse zu hieven. So soll den Talenten eine bes­sere Ent­wick­lung ermög­licht werden.

Sport­lich trennen Aus­tria Salz­burg und den FC Lie­fe­ring vor dem Spit­zen­spiel nur zwei Punkte. Kann Aus­tria Salz­burg finan­ziell mit dem FC Lie­fe­ring und seinem mäch­tigen Besitzer mit­halten?
Nein, da können wir absolut nicht mit­halten. Vor­sichtig betrachtet würde ich davon aus­gehen, dass der FC Lie­fe­ring über das zehn­fache Budget ver­fügt als die Aus­tria. Neben den besten Nach­wuchs­spie­lern von Red Bull haben sie für diese Saison noch vier gestan­dene Ex-Profis ver­pflichtet. Nur zwei dieser vier Gehälter würden bei uns schon den kom­pletten finan­zi­ellen Rahmen sprengen.

Auf Seiten Ihres Geg­ners wird in den letzten Tagen fleißig um Zuschauer für das pro­klam­mierte Salz­burger Derby geworden. Kann man unter diesen Vor­aus­set­zungen über­haupt von einem echten Derby spre­chen?
Eine gewisse Bri­sanz liegt viel­leicht in der eben beschrie­benen Kon­stel­la­tion. Aber auf Seiten der Zuschauer sind bei diesem Spiel keine großen Emo­tionen zu erwarten. Im ver­gan­genen Jahr, als wir noch gegen die Red Bull Juniors gespielt haben, kamen unge­fähr 750 Zuschauer. Am Mitt­woch werden sicher­lich weniger kommen, weil die Red Bull-Anhänger nicht einen Verein mit einem anderen Namen unter­stützen werden.

Auch von den eher tra­di­tio­na­lis­ti­schen Aus­tria Fans sind also keine Über­griffe zu befürchten?
Dadurch, dass wir immer noch die Chance haben auf­zu­steigen, weiß jeder unserer Fans, worum es in diesem Spiel geht und wird sich dem­entspre­chend zurück­halten. Wo kein Gegner ist, droht aller­dings auch keine Gefahr.

Befürchten Sie, dass Red Bull Salz­burg durch diese Kon­stel­la­tion bald den gesamten öster­rei­chi­schen Nach­wuchs kon­trol­lieren wird?
Nein, die Nach­wuchs­zen­tren der ver­schie­denen großen Ver­eine sind so stark, dass der Reiz relativ gering ist, zu Red Bull zu wech­seln. Auch durch das sin­kende Zuschauer- und Medi­en­in­ter­esse an diesem Pro­jekt. Die Talente suchen dann eher den Weg in grö­ßere euro­päi­sche Ligen.

Gibt es denn im öster­rei­chi­schen Fuß­ball grund­sätz­lich gar keine Bestre­bungen, gegen diese Ent­wick­lung vor­zu­gehen?
Der Ver­band hat es etwas halb­herzig ver­sucht, sich dann aber in typisch öster­rei­chi­scher Manier dem kleinsten Wider­stand gebeugt. Die Ver­eine ziehen leider auch nicht alle an einem Strang. Das liegt aber in erster Linie daran, dass viele alte Tra­di­ti­ons­ver­eine aktuell ihre ganz eigenen Pro­bleme haben.

Das klingt nach Resi­gna­tion.
Die Hoff­nung für den öster­rei­chi­schen Fuß­ball besteht darin, dass sich irgend­wann einmal das gesamte Inter­esse von Red Bull auf RB Leipzig fokus­sieren wird. Auf­grund der Bedeu­tung der deut­schen Bun­des­liga und dem dem­entspre­chend grö­ßeren Markt, würde Red Bull Salz­burg dann nur noch zu einem ein­zigen Farm­team ver­kommen. Dazu müsste Leipzig aller­dings erst einmal in die Bun­des­liga auf­steigen.