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Seite 4: Sheringham, Güttler, de Boer

Es war der Himmel, es war die Hölle“

Teddy Sheringham über Manchester United — FC Bayern 2:1 (Barcelona, 1999)

Ver­dammt, war ich ent­täuscht, als Alex Fer­guson mich auf die Bank setzte. Im Camp Nou, im großen Finale gegen den FC Bayern, war ich nur Zuschauer. Dabei ist doch jeder Mann­schafts­spieler zugleich auch ein Egoist: Er will das Spiel ent­scheiden, er will der Held sein. Als Fer­guson in der Pause zu mir sagte: Teddy, wenn es noch 15 Minuten beim 0:1 bleibt, dann bringe ich dich!“, da dachte ich dann auch ins­ge­heim: Hof­fent­lich machen die Jungs jetzt nicht den Aus­gleich – und ich bleibe draußen.“

Der Aus­gleich ließ auf sich warten, daran konnte ich auch nach meiner Ein­wechs­lung in der 67. Minute zunächst nichts ändern. Als unser Tor­wart Peter Schmei­chel zur ver­meint­lich letzten Ecke mit nach vorn ging, dachte ich: Jetzt wird’s aber Zeit!“ David Beckham brachte den Ball auf den langen Pfosten, ein Ver­tei­diger klärte mehr schlecht als recht, Ryan Giggs zog von der Straf­raum­kante ab, irgendwie fiel mir der Ball vor die Füße und von da ins Tor. Ich wusste zwar, dass ich nicht im Abseits gewesen war, weil ein Bayern-Spieler auf der Linie stand, aber noch im Jubel drehte ich mich immer wieder zum Lini­en­richter um: Zählt es wirk­lich, zählt es wirk­lich? Ja, ver­dammt: es zählt!

Nur Augen­blicke später das Gleiche noch mal: Wieder eine Ecke von Becks, ich stand am kurzen Pfosten, der Ball flog herein, und ich merkte, dass ich ihn nicht selbst ver­wan­deln konnte, weil ein Ver­tei­diger direkt hinter mir stand, also lei­tete ich ihn weiter vors Tor, wo schon einer von unseren Jungs sein würde, da war ich mir sicher. Es war natür­lich der lis­tige Ole Gunnar Sol­skjaer, der da sein Bein aus­streckte und den Ball oben ins Netz prallen ließ. Und plötz­lich stand es 2:1! Ich hatte ja noch nicht einmal meinen eigenen Jubel beendet, da ging es schon weiter mit dem nächsten. Alle reden immer von den Bayern, aber auch für uns war das natür­lich ein Schock, eine extreme emo­tio­nale Erfah­rung, mit nichts anderem zu ver­glei­chen.

Ich bin nie wieder eine so lange Ehren­runde gelaufen, drei Stunden immer im Kreis unter dem end­losen Jubel unserer Fans. Die Sie­ges­party ging bis sieben Uhr mor­gens, es war der Himmel, es war die Hölle, es war die beste Party meines Lebens. Wir haben diesen Moment wirk­lich aus­ge­kostet. Wir tun es eigent­lich im­mer noch. Wir sind Helden. Und genau das wollte ich immer sein.

Typen, die aus der Dach­rinne saufen“

Günter Güttler über FC Bayern — Aston Villa 0:1 (Rotterdam, 1982)

Natür­lich war mir bewusst, dass eng­li­sche Fuß­ball­profis oft ein biss­chen härter sind als andere. Aber was da vor dem Finale bei Aston Villa in der Kabine los war – so was hatte ich noch nicht erlebt! Die Spieler kloppten mit ihren Fäusten so stark gegen die Wände, dass ich Sorge hatte, das Sta­dion würde gleich zusam­men­bre­chen. Dann schrien und pol­terten sie, und als die Tür auf­ging, blickte ich in die Gesichter von Typen, die aus Dach­rinnen saufen. Teil­weise hatten die gar keine Zähne mehr im Mund. Ich dachte, wir spielen gegen eine Eis­ho­ckey­mann­schaft.

Aber ver­loren wir, weil wir zu großen Respekt hatten? Ich glaube nicht. Es war ein­fach Pech. Nach dem Spiel flossen Tränen, und zum Glück gab es genug Bier.

Ihr seid besser, sagte Van Gaal“

Ronald de Boer über Ajax Amsterdam — AC Mailand 1:0 (Wien, 1995)

Unsere Mann­schaft war eigent­lich zu jung, um diesen großen Titel zu gewinnen. Erfah­rung hatten wir kaum, nur jugend­liche Unbe­küm­mert­heit, viel Ehr­geiz und ein biss­chen Talent. Kaum jemand außer­halb der Nie­der­lande glaubte, dass wir das Finale gewinnen könnten. Dabei hatten wir die Ita­liener schon in der Grup­pen­phase zwei Mal geschlagen.

Genau das sagte Van Gaal uns auch. Ihr seid besser“, sagte er. Ihr habt sie zwei Mal geschlagen, ihr schlagt sie auch ein drittes Mal.“ Im Finale waren wir dann aber doch ziem­lich nervös. Wir wussten ja, dass wir nur noch einen ganz kleinen Schritt zu gehen hatten. Das lähmte uns. Doch obwohl wir nicht gut spielten, gewannen wir 1:0. Danach folgte der Rausch, die Party. Alle drehten durch. Wir waren ja noch jung!