Björn Andersson arbeitete 22 Jahre lang als Scout für den FC Bayern. Jetzt packt er aus und berichtet über kriminelle Machenschaften hinter der Hochglanz-Fußball-Fassade.
Björn Andersson gilt in der Branche als herausragender Fachmann und als Inbegriff der Seriosität – was man wahrlich nicht von allen behaupten kann, die sich im Fußballgeschäft tummeln. Andersson, der noch heute gelegentlich als Talentspäher für Bayern arbeitet, hat lange geschwiegen. Doch jetzt enthüllt der Schwede, welche kriminellen Machenschaften hinter den Kulissen im Gange sind. „Das sind Mafia-Methoden“, erklärt er.
Vorsicht! Wer jetzt weiterliest, könnte den Spaß am Fußball, am Fan-Dasein und vor allem an der kommenden Transferperiode verlieren. Denn was Björn Andersson dem schwedischen Podcast Lundh anvertraut, lässt einem den Mund offen stehen. Und das trifft sich gut, denn man möchte sich am liebsten übergeben.
„Ich könnte einige Häuser an der Küste besitzen“
„Ich selbst habe mehrfach Geld angeboten bekommen, falls ich diesen oder jenen Spieler zu Bayern bringen würde“, erzählt Andersson in ruhigem Tonfall. Hinter den Offerten, so Andersson, steckten sogenannte Agenten, also Spielerberater oder Vermittler, die den Karrieren ihrer Klienten ein bisschen auf die Sprünge helfen wollten. „Ich könnte heute so einige Häuser an der kroatischen Küste besitzen“, verrät Andersson vielsagend und liefert einen ersten Hinweis darauf, woher viele dieser unmoralischen Angebote stammten. Doch er wird noch deutlicher.
„Es wissen eh alle, die in dieser Branche beschäftigt sind, dass nicht immer alles sauber zugeht“, sagt Björn Andersson. „Ich nenne ein Beispiel: Da kommen Agenten an und sagen: ‚Sieh zu, dass dieser Spieler nach München kommt, dann bekommst du im Gegenzug so und so viel.“ Ein krimineller Bestechungsversuch. Schließlich, so betont der heute 65-Jährige, „werde ich ja von den Bayern bezahlt. Zum Glück aber bin ich nie auf solche Touren eingestiegen. Denn sonst wäre ich ein Verbrecher.“
Vier Tage im Nobelpuff
Andersson sagte, so sagt zumindest er es, stets höflich, aber bestimmt: Nein, danke! Dabei wurden ihm nicht nur „Gurkenspieler“ auf solch dubiose Weise angeboten. Der ehemalige Profi von Östers Vaxjö (Schweden) und Bayern München verrät sogar drei prominente Namen: Luka Modric (heute Real Marid), Vedran Corluka (früher bei Manchester City, Tottenham Hotspur und Bayer Leverkusen) sowie Eduardo Silva. Der Brasilianer mit kroatischem Pass ging zwischenzeitlich beim FC Arsenal auf Torejagd. Alle drei Genannten haben übrigens eine Vergangenheit beim kroatischen Topklub Dinamo Zagreb.
Auch andernorts im früheren Jugoslawien regiert die Korruption das Fußballgeschäft. Legendär ist die Erzählung über einen früheren Bundesligatrainer, der vor vielen Jahren gemeinsam mit dem damaligen Manager seines Vereins vier Tage und Nächte in einem Belgrader Nobelpuff verbracht haben soll. Die Rechnung, so erzählt man sich, hätten lokale Gönner beglichen. Als Trainer und Manager wieder zurück waren, hatten sie frisch unterzeichnete Verträge mit zwei allenfalls mäßig begabten Profis im Gepäck.