Gestern ist Deportivo La Coruña in die dritte spanische Liga abgestiegen. Ohne selber gespielt zu haben – und unter skandalösen Umständen. Über einen letzten Spieltag, der für Ärger sorgt.
Kurz vor Spielbeginn traf La Liga eine Entscheidung, die ohne Zweifel auch dem Termindruck geschuldet war: Nur die Partie zwischen Deportivo und Fuenlabrada wird verschoben, alle anderen sollen wie geplant stattfinden. Schließlich sollen direkt im Anschluss noch die Aufstieg-Playoffs stattfinden, ganz zu schweigen von der neuen Saison. Und überhaupt, die Fernsehgelder! Die Verschiebung des kompletten Spieltags hielten die LaLiga-Bosse wohl für ein Ding der Unmöglichkeit und so nahm sie in Kauf, dass diverse Entscheidungen bis zum Nachholtermin hätten offen bleiben können. Ein ungewollter Cliffhanger mit unbekannter Dauer.
Im besten Falle, zumindest aus Sicht der Liga, wären die Ergebnisse so ausgefallen, dass sowohl Depor als auch Fuenlabrada im verlegten Spiel noch hätten punkten müssen, um ihre Ziele zu erreichen. Sollte man darauf spekuliert haben, ging der Schuss definitiv nach hinten los. Durch die Ergebnisse der anderen ausgetragenen Partien des letzten Spieltags steht Depor als Absteiger bereits fest und kann selbst mit einem Sieg das rettende Ufer nicht mehr erreichen.
CF Fuenlabrada dagegen reicht ein Unentschieden, um in die Playoffs einzuziehen. Leidtragender wäre der CF Elche, momentan Sechster. Stellt sich nur die Frage: Wo fängt Wettbewerbsverzerrung an, wo hört sie auf? Die Absage der Partie war aus medizinischen Gründen alternativlos, daran besteht nicht der geringste Zweifel. Aber hätten nicht alle anderen Partien des Spieltags aus Gründen der Chancengleichheit ebenfalls verschoben werden müssen? Wie ernst nimmt die bereits als Absteiger feststehende Truppe aus La Coruña das Nachholspiel gegen Fuenlabrada? Im Falle eines Punktgewinns des Überraschungsteams ist nicht davon auszugehen, dass der CF Elche auf einen Einspruch und die Teilnahme an den Playoffs verzichtet. Und was ist mit Depor? Die Spieler mussten tatenlos am Fernseher zusehen, wie das Unheil seinen Lauf nahm und mit dem Abstieg in die Drittklassigkeit endete. Was wäre gewesen, wenn Depor heute wie geplant hätte spielen können? Hätten die möglichen Zwischenergebnisse eventuell Einfluss auf die Partien der übrigen Abstiegskandidaten genommen?
So ergeben sich viele Fragen, die nie zu klären sein werden. Möglich, dass der gestrige Entschluss von La Liga, die Saison so schnell wie möglich beenden zu wollen, zu einem Bumerang wird, der die Segunda División sowie Horden von Juristen noch wochen- oder monatelang beschäftigen wird. Und so kündigten noch in der Nacht nicht nur CF Elche und Deportivo La Coruña, sondern auch Rayo Vallecano, das ebenfalls Chancen auf den Playoff-Platz gehabt hätte, Protest gegen die Wertung des Spieltags an.
Die Geschichte von Deportivo La Coruña ist jedenfalls exakt zwanzig Jahre nach der ersten Meisterschaft um eine Facette reicher geworden. Mit dem vielleicht bittersten Abstieg (oder auch nicht) in der Geschichte des spanischen Fußballs.