Viele Fans fordern Jürgen Klopp statt Brendan Rodgers, der diese Saison in Liverpool wohl nicht überstehen wird. Geht Klopp diesen schwierigen Deal ein?
„Rodgers durchläuft gerade seine schwierigste Zeit“, analysiert der ESPN-Journalist Mike Whalley, der sich täglich um den LFC kümmert, „die nächsten Tage werden entscheidend sein.“ Am Abend empfängt Liverpool den FC Sion in der Europa League. Viel wichtiger aber wird das Merseyside-Derby am Sonntag gegen den Stadtrivalen Everton. „Gewinnt Rodgers dort, verschafft er sich etwas Luft“, sagt Whalley. Verliert er aber, könnte schon die folgende Länderspielpause zum Trainerwechsel genutzt werden.
Die Fragen nach Rodgers Ende beginnen ohnehin schon länger nicht mehr mit Ob, sondern mit Wann. Das dunkelste Szenario, dass sich der Liverpooler Anhang ausmalt, ist eine Zukunft, in der die momentanen Durchschnittsleistungen zur Norm werden. In diesem Momenten erinnern sich Fans wie Noel Chomyn an das niederliegende Dortmund, das 2008 von Klopp neues Leben eingehaucht bekam und etappenweise von Durchschnitt auf Meisterschaft und konstantes Champions-League-Viertelfinal-Niveau gehievt wurde.
„Klopp würde eine desillusionierte und depressive Fanszene neu inspirieren“
Chomyn schreibt auf „The Liverpool Offside“ regelmäßig über seinen Klub. „Ein Trainer wie Klopp würde eine desillusionierte und depressive Fanszene neu inspirieren“, sagt er. Klopps Stärke, seine Spieler emotional zu pushen, auch wenn sie nicht die größten Talente sind, kommt in Liverpool traditionell gut an.
„Jürgen Klopp klingt wie eine Wette auf Überraschung, auf Erregung“, sagt Noel Chomyn. Er passt in das emotionale Umfeld, das sich momentan mehr von seiner glorreichen Vergangenheit erzählt, als das es einen Blick auf die Tabelle werfen mag. Der durchwachsene Start in die neue Saison mit Rang neun nach sieben Spieltagen lässt nicht auf Besserung hoffen. Obwohl der Kader gespickt ist mit Talenten wie Emre Can, Coutinho oder Firminho. Liverpool wirkt aber wie ein Orchester voller Ausnahmemusiker, das schief spielt, weil es am richtigen Dirigenten fehlt.
Es wäre eine weitaus größere Herausforderung als Dortmund.
Klopp gilt neben Carlo Ancelotti als der heißeste Kandidat auf den Posten an der Anfield Road, und es scheint wie das perfekte Liebespaar zu sein, dass sich bislang nur nicht kennen gelernt hat.
Allerdings ist in Liverpool auch vereinspolitisches Fingerspitzengefühl gefragt. In Dortmund schuf sich Klopp einen Kokon aus seinen engsten Leuten im Trainerstab, zudem vertrauten Joachim Watzke und Michael Zorc ihm fast blind. In Liverpool hingegen entscheidet die amerikanische Investorenfirma Fenway Sports Group über den Verein, ein Transferkomitee segnet Zu – und Abgänge ab. Es ist für Außenstehende und Neulinge ein schwer zu kalkulierendes Organigramm aus Geschäftsführern, Direktoren und Scouts, die alle eine eigene Agenda verfolgen. Es wäre eine weitaus größere Herausforderung als es Dortmund war.