Hertha BSC will raus aus dem Berliner Olympiastadion. Hier spricht Herthas Manager Michael Preetz über die geplante neue Fußballaren, den Sicherheitsfußball unter Pal Dardai – und die Probleme mit der Berliner Fanszene.
Herr Preetz, Sie sind als Spieler und Manager viel herumgekommen. In welchem Stadion haben Sie sich am wohlsten gefühlt?
Das kann ich pauschal so nicht beantworten. Aber seit die Stadien in Deutschland im Zuge der WM 2006 um- und neugebaut wurden, bietet die Bundesliga europaweit die besten Rahmenbedingungen. Das liegt in erster Linie daran, dass es reine Fußballarenen sind, in denen die Atmosphäre vom Spielfeld direkt auf die Zuschauer hinüberschwappt.
Anders als in Herthas Heimspielstätte, wollen Sie sagen.
Das Olympiastadion hat sich für die großen nationalen und internationalen Highlights bewährt. Wann immer es pickepacke voll ist, entfaltet sich eine tolle Atmosphäre, die aber übrigens auch dann nicht an die reinen Fußballstadien in dieser Größe heranreicht. Wenn es ganz leer ist, ist das Stadion architektonisch wunderbar anzuschauen – ein Zeugnis der Zeitgeschichte. Für alles zwischen ganz voll und ganz leer eignet sich das Olympiastadion aber nicht. Und weil das auch für unsere Bedürfnisse, für den Bundesligaalltag von Hertha BSC, der Fall ist, wollen wir in einer reinen Fußballarena spielen. Jeder Fan wird das verstehen.
Warum versuchen Sie nicht lieber, das Olympiastadion dauerhaft voll zu bekommen?
Das wurde in den letzten Jahren und Jahrzehnten versucht – mit überschaubarem Erfolg. Das Stadion ist für den Bundesligaalltag einfach zu groß. Ein Fassungsvermögen von rund 50.000 Zuschauern und steil, nah, laut – so wie wir es planen – wäre für uns optimal. Deswegen ist auch ein umgebautes Olympiastadion für uns keine Option.
Auf diesen Kompromiss, den der Berliner Senat vorgeschlagen hat, würden Sie sich nicht einlassen?
Neben dem Argument, dass für einen Umbau ein dreistelliger Millionenbetrag an Steuergeldern benötigt werden würde, können wir uns nicht vorstellen, wie das funktionieren soll – selbst wenn es abgesenkt wird, die Laufbahn verschwindet und nur bei Bedarf wieder eingezogen wird. Wir glauben nicht, dass es möglich ist, durch einen Umbau eine solche Atmosphäre herzustellen, wie wir sie brauchen. Das Olympiastadion kann man nicht steiler und kompakter bekommen.
Aber für die großen Spiele gegen Bayern oder Dortmund würden Sie weiter das Olympiastadion nutzen?
Auch das halte ich für logistisch nicht umsetzbar.
Spüren Sie so etwas wie eine Verantwortung für das Olympiastadion?
Immerhin sind Sie seit vielen Jahren der Hauptmieter. Unsere Verantwortung ist es, bis 2025 unseren Zahlungsfristen nachzukommen, das werden wir definitiv tun. Aber wir verstehen auch die Sorgen des Senats und haben deshalb angeboten, aktiv an den Plänen einer Nachnutzung des Olympiastadions und des gesamten Geländes mitzuarbeiten.
Die Verhandlungen für einen Stadionneubau im Olympiapark laufen seit Juli vergangenen Jahres. Fühlen Sie sich vom Senat fair behandelt?
Nach all dem, was ich höre, herrscht da eine zielführende und konstruktive Atmosphäre. Natürlich treffen zwei Parteien aufeinander, die unterschiedliche Ziele haben. Die Herausforderung ist es, einen gemeinsamen Weg zu finden. Zuletzt gab es eine deutliche Bewegung vonseiten des Senators für Inneres und Sport, Andreas Geisel, der beide Varianten für technisch umsetzbar hält.
Garantieren Sie, dass Hertha einen Neubau ohne staatliche Hilfe finanzieren kann?
Wir sagen ganz klar, dass die neue Arena rein privat finanziert wird. Wir als Verein sind dann gefragt, die Mittel bereitzustellen. Heute gibt es noch keinen fertigen Finanzierungsplan, aber wir haben Ideen und natürlich Vorgespräche geführt. Es soll ein Bausteinsystem werden, mit dem wir die Kosten stemmen wollen.