Hertha BSC will raus aus dem Berliner Olympiastadion. Hier spricht Herthas Manager Michael Preetz über die geplante neue Fußballaren, den Sicherheitsfußball unter Pal Dardai – und die Probleme mit der Berliner Fanszene.
Einige zweifeln daran, dass die spielerische Qualität Ihres Kaders für die internationalen Plätze reicht.
In den drei Jahren unter Pal Dardai waren wir sehr stabil. Wir mussten uns zu keiner Zeit Sorgen um den Klassenverbleib machen, haben uns weiterentwickelt und sind zweimal auf Europapokalplätzen gelandet. Auch jetzt haben wir wieder eine stabile, wenn auch keine sonderlich spektakuläre Saison gespielt.
Das ist es ja: Trainer Pal Dardai steht nicht unbedingt dafür, besonders schönen Fußball spielen zu lassen.
Pal Dardai ist nach Christian Streich der dienstälteste Trainer in der Bundesliga. Diese Kontinuität auf dieser wichtigen Position tut uns gut, und deswegen gehen wir den Weg mit ihm weiter. Wir haben schon sehr schönen Fußball unter seiner Regie gesehen. Dass wir auch Spiele dabei hatten, die nicht schön anzusehen waren, ist auch der Notwendigkeit geschuldet, den Fußball spielen zu lassen, der am Ende auch die Ergebnisse bringt.
Diese Art von Sicherheitsfußball könnte aber wiederum neutrale Zuschauer davon abhalten, ins Stadion zu gehen.
Unsere Zielsetzung für die kommende Saison ist es, die Heimbilanz zu verbessern, an der Variabilität und Flexibilität zu arbeiten – und dadurch natürlich auch die Attraktivität zu erhöhen. Das ist die große Herausforderung: In dem Bemühen, attraktiv nach vorne zu spielen, die defensive Stabilität nicht zu verlieren.
Haben Sie dafür genug herausragende Einzelspieler?
Wir schauen schon, dass wir unterschiedliche Typen im Team haben. Es gibt auch Spieler, die für die feine Klinge stehen, wie Valentino Lazaro oder Salomon Kalou. Auch Ondrej Duda hat große Fähigkeiten, von ihm erhoffe ich mir, dass er im nächsten Jahr endlich den Durchbruch schafft.
Was tun Sie dafür, dass dann auch Ihre Stammgäste wiederkommen?
Zuletzt gab es Streit, weil Teile der Fanszene sich nicht eingebunden fühlten und vor allem die digitale Ausrichtung des Vereins kritisierten. Die Beziehung ist angespannt, ja. Wenn man unterschiedliche Standpunkte hat, ist das erst ein mal okay. Aber man muss miteinander reden, wenn man sich annähern möchte – und das passiert im Moment nicht. An Hertha BSC liegt es nicht. Unser Gesprächsangebot galt immer und gilt immer, allerdings kann sich die aktive Fanszene noch nicht dazu durchringen, wieder mit uns zu sprechen.
Können Sie die Kritik denn grundsätzlich verstehen?
Ich kann einige Dinge nachvollziehen, aber einige auch nicht. Es gab auch in der Vergangenheit immer wieder Schwierigkeiten, die wir überwunden haben. Weil wir miteinander gesprochen haben. Wir haben auch bei der Mitgliederversammlung am Montag wieder die Hand ausgestreckt, aber die Fans müssen sie halt auch ergreifen. Es kann nur funktionieren, wenn wir darüber reden. Das ist für mich alternativlos.
Wie viel Mitspracherecht wollen Sie Ihren Anhängern bei der Stadionfrage geben?
Wir binden die Fans in Sachen Gestaltung ein. Eine Sonderveranstaltung „Hertha im Dialog“ ausschließlich zu diesem Thema bietet dafür einen passenden Rahmen.