Hertha BSC will raus aus dem Berliner Olympiastadion. Hier spricht Herthas Manager Michael Preetz über die geplante neue Fußballaren, den Sicherheitsfußball unter Pal Dardai – und die Probleme mit der Berliner Fanszene.
Der eine große Investor, der nur darauf wartet, dass es losgeht, steht nicht schon bereit?
Es gibt keine Einzelperson oder ein Einzelunternehmen, das wir in der Hinterhand haben. Wir führen eine Reihe Gespräche mit potenziellen Partnern.
Am Ende werden die Finanzpolitiker im Parlament die Entscheidung für oder gegen ein neues Stadion treffen. Die werden genau darauf achten, dass dem Verein nicht mitten im Bau die Luft ausgeht.
Das ist richtig. Eine Bedingung des Senats wäre sicherlich eine Fertigstellungsgarantie. In dieser Frage sind unsere Interessen identisch. Wir sind total davon überzeugt, dass wir die gemeinsam mit unseren Projektpartnern abgeben können.
Bis wann erwarten Sie eine Entscheidung der Politik?
Wir machen uns sehr dafür stark, dass dies noch in diesem Jahr passiert.
Können Sie Ihre Fans denn insofern beruhigen, als Sie einen Standort in Ludwigsfelde ausschließen, falls es doch keine Einigung gibt?
Unser Ziel ist es, selbstverständlich in Berlin ein Stadion zu haben. Wir sehen die Lösung im Olympiapark.
Einige Politiker haben gesagt, man könne alles so lassen, wie es jetzt ist. Hertha müsse nur besseren Fußball spielen.
Diese polemischen Äußerungen sind für mich nicht sehr zielführend.
Sie glauben, attraktiver Fußball lockt nicht mehr Menschen ins Stadion?
Attraktivität spielt schon eine Rolle. Aber beim genauen Blick auf die Zahlen haben wir bei uns festgestellt, dass im Schnitt genauso viel Menschen in den Jahren gekommen sind, in denen wir gut gespielt haben wie in Jahren, in denen es gegen den Abstieg ging. In Berlin sehe ich nicht den unmittelbaren Zusammenhang zwischen sportlichem Erfolg und Zuschauerzuspruch. Wobei auch noch die Frage ist, wie Sie sportlichen Erfolg definieren. Wir orientieren uns immer an der Realität.
In der zurückliegenden Saison sah diese so aus, dass Hertha von allen Bundesligisten im Schnitt die meisten Zuschauer verloren hat.
Es gibt da so einen Spruch, der bei uns rumgeistert: Wenn die Bundesliga Schnupfen hat, hat Hertha Lungenentzündung. Aber genau erklären können wir uns das auch nicht, weil es viele mögliche Gründe gibt: der sehr kalte Winter, die eine oder andere für uns ungünstige Ansetzung, die steigenden Abonnentenzahlen bei Sky, die vielen Alternativen in Berlin und und und. Wir werden die Sommerpause nutzen, um diesem Problem auf den Grund zu gehen und Gegenmaßnahmen zu erarbeiten. Es gibt keinen Zweifel, dass wir die nächsten Jahre, die wir definitiv noch im Olympiastadion haben, so gestalten müssen, dass der Zuspruch wieder steigt.
Warum identifizieren sich so wenige der vielen Berliner mit dem Klub?
Vielleicht ist Berlin im Kern keine wirkliche Fußballstadt. Das führe ich darauf zurück, dass unsere Erfolge schon einige Jahrzehnte zurückliegen. Begeisterung entfacht man vor allem durch herausragenden Erfolg: Meisterschaften, Pokalsiege, Titel.
Wie kann Ihr Klub die wieder erreichen?
Wir müssen uns die Realitäten der Bundesliga vor Augen führen. In den vergangenen Jahren haben wir gute Schritte gemacht hin zu einem etablierten Bundesligisten. Aber der Abstand zum FC Bayern München ist so groß, dass wir ihn durchs Fernglas schon nicht mehr sehen können. Das ist ein Riesenproblem. Wir versuchen, auf junge Spieler zu setzen, auf Aus-und Weiterbildungsarbeit, wir wollen Talente entwickeln und sie für Hertha BSC begeistern. Unser Ziel wird es sein, dass wir in den nächsten Jahren dauerhaft um die internationalen Plätze kämpfen. Dazu brauchen wir aber noch den einen oder anderen Euro mehr. Und den müssen wir uns verdienen.