Mit Javi Martínez verlässt einer der besten Sechser der Bundesligageschichte die Liga. Wo es für den Spanier weitergeht, ist unklar. Was jedoch klar ist: Das Wort Antizipation wurde für seinen Spielstil erfunden.
Nach acht Jahren und acht Deutschen Meisterschaften geht die Zeit von Javi Martínez beim FC Bayern München zu Ende. Sein Vertrag läuft zwar noch bis 2021, der Abschied aus der bayrischen Landeshauptstadt ist aber beschlossene Sache – und Bayern bereit, den fast 32-Jährigen für eine geringe Ablöse ziehen zu lassen. Ob der einstige Rekordeinkauf der Bundesliga seine Karriere im europäischen Ausland oder bei seinem ersten Profiklub, Athletic Bilbao, fortsetzen wird, ist allerdings noch ungewiss.
Im Sommer 2012 ging Torgarant Zlatan Ibrahimovic für 21 Millionen Euro vom AC Milan zu Paris St. Germain, Torjäger Robin van Persie für knapp 31 Millionen Euro vom FC Arsenal zu Manchester United. Und Bayern? Die blätterten nach dem verlorenen Finale dahoam gegen Chelsea 40 Millionen Euro für einen defensiven Mittelfeldspieler des Tabellenzehnten aus der Primera Division hin. Eine Menge Holz für einen in Europa noch recht unbekannten Spieler. Doch Javi Martínez war genau der, den Trainer Jupp Heynckes wollte: Ein zweikampfstarker Sechser, besonnen und ohne Starallüren.
Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase perfektionierte Martínez das Spiel der Münchner, sicherte Bastian Schweinsteiger ab, wenn sich dieser ins Offensivspiel einschaltete. Der Spanier mit der Pferdelunge mutierte auf dem Platz zu einem Staubsauger, der mit seinen langen Beinen jeden Ball vom gegnerischen Fuß spitzeln konnte. „Seine körperliche Präsenz ist fantastisch und er hat ein außergewöhnlich gutes Kopfballspiel“, lobte ihn der damalige spanische Nationaltrainer Vicente del Bosque.
Dass er in seiner Jugend bevorzugt als Angreifer oder offensiver Mittelfeldspieler eingesetzt wurde, bewies er bereits wenige Monate nach seiner Ankunft in München: Beim Heimspiel gegen Hannover 96 verwertete er einen hohen Ball geschmeidig per Fallrückzieher. So wie einst Klaus Fischer 1982 beim Spiel zwischen Deutschland und Frankreich. Die Zuschauer in der Allianz Arena lagen dem spanischen Akrobaten zu Füßen.