Fanfreundschaften sind auch nur bessere Ehen. Sie erfordern viel Arbeit, können wunderschön sein und gehen dann doch zu Bruch. Dafür gibt es mehr Bier. Zum Tag der Freundschaft: Zehn Geschichten über ewige Treue, vergebene Liebesmüh und die Grenzen des guten Geschmacks.
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Überhaupt haben sich viele Fanfreundschaften mehr oder weniger schleichend auseinandergelebt. Fußballfans sind eben auch nur Menschen. Ein Beispiel von vielen sind Bochum und Bayern. 1973 hatten die Bochumer Jungen, der älteste Fanklub Deutschlands, einigen Bayern-Fans in ihrer Kneipe Zuflucht gewährt, als die an der Castroper Straße angegriffen wurden. Ab da mochte man sich. So wirklich gegenseitig war das Verhältnis irgendwann nicht mehr, aus München gab es eher die kalte Schulter. Der Tiefpunkt war 2004 erreicht, als der FCB Vahid Hashemian verpflichtete. „Als ob mein bester Freund einen One-Night-Stand mit meiner Frau hat“, fand das ein Bochumer Fan. Damit ist auch über Hashemians Einsatzzeiten in München alles gesagt.
7.
Liebe kennt bekanntlich keine Grenzen. Fanfreundschaften ebenso wenig. Was auch erklären würde, wieso St. Paulianer und Fans von Celtic Glasgow ganz gut miteinander können. Gleichzeitig besteht zwischen den beiden Erzfeinden, dem HSV und den Rangers, eine lange Freundschaft. Neben der Politik und dem altbekannten „Der Feind meines Feindes ist mein Freund“-Palaver verbindet die Szenen die historische Liebe zu Jörg Albertz, der sowohl im Volkspark als auch im Ibrox Publikumsliebling war.
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Dass an Junggesellenabschieden nicht alles schlecht ist, zeigt eine Geschichte aus der Regionalliga Nord. Als der kleine SV Eichede in seinem ersten Jahr in der Spielklasse bei der Zweiten von St. Pauli spielte, waren auch zehn Engländer zugegen, die eigentlich zum „JGA“ auf der Reeperbahn angereist waren. Die Gruppe kam aus Leamington Spa, nahe Birmingham, und hält es eigentlich mit dem lokalen Leamington FC. Der wie Eichede an jenem Tag auch in Schwarz-Gelb aufläuft. In der Halbzeit werden die ersten gemeinsamen Biere geöffnet, man kommt ins Gespräch. Seitdem besuchen sich die Fans zwei bis drei Mal pro Jahr. Und der Eicheder Schlachtruf „Kühe, Schweine, Eichede“ hat sich auch in Leamington durchgesetzt. An die landwirtschaftlichen Gegebenheiten angepasst, skandieren die Fans „Chicken, Sheep, Leamington“. Das muss Liebe sein.
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Fanfreundschaften müssen aber nicht immer nur romantisch sein. In Wien kam eine Allianz der unheiligen Sorte zusammen. Vorwürfe, sie hätten eine rechte Gesinnung, griffen die Austria-Hools von „Unsterblich Wien“ auf ihre Weise auf. „Unsterblich soll rechts sein? Wir haben viele Freunde im Ausland“, schrieben sie auf ein Spruchband. Ergänzt wurde die Präsentation um Doppelhalter mit den Wappen von Real Madrid, Lazio Rom, FC Brno, Slovan Bratislava und Rot-Weiß Essen. Manchmal wächst eben doch zusammen, was zusammen gehört.
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Liebesbekundungen hin, Schulterschlüsse her: Vielleicht hält man es doch am besten mit den Ultras der „Brigate Gialloblu“ von Hellas Verona. Die bezogen schon in den 80ern ziemlich eindeutig Stellung und präsentierten ein Spruchband mit der Aufschrift „Noi odiamo tutti“. Wir hassen alle. Und das ist auch gut so.