Ginge es nach dem DFB, würde die 3. Liga in knapp einer Woche wieder beginnen. Dabei sind nach wie vor viele Vereine gegen einen Restart. Was ist da los?
Hinzu kommen die Unwägbarkeiten, die die Corona-Pandemie mit sich bringt und das ganze Konzept ins Wanken bringen könnte. Seit Montag sind drei Profis des Chemnitzer FC in Quarantäne, weil einer von ihnen positiv auf Covid-19 getestet wurde. Bei den anderen beiden handelt es sich um Kontaktpersonen. Und auch der 1. FC Kaiserslautern musste das erst am Samstag aufgenommene Mannschaftstraining bereits wieder aussetzen – bei den Testungen am Dienstag waren drei Verdachtsfälle aufgetreten. Sollte ein Gesundheitsamt entscheiden, gleich eine ganze Mannschaft in Quarantäne zu schicken, könnte das die Terminplanung komplett durcheinanderwirbeln.
Nach wie vor ist der DFB bestrebt, die Saison bis zum 30. Juni zu Ende zu spielen. Geht die Spielzeit darüber hinaus, droht möglicherweise ein Vertragschaos. Nicht nur Spielerverträge auch Vereinbarungen mit Sponsoren laufen zu diesem Termin aus. Kaiserslauterns Torhüter Lennart Grill etwas steht ab dem 1. Juli bei Bayer Leverkusen unter Vertrag. Topscorer Deniz Undav (Meppen) hat bei einem belgischen Zweitligisten unterschrieben. Um die Saison vorher zu beenden, müssten die verbleibenden elf Spiele ab dem 30. Mai im Dreitagesrhythmus ausgetragen werden. Ein Mammutprojekt, das jederzeit von der Politik oder durch Corona-Infektionen in den Mannschaften zu Fall gebracht werden kann.
Doch das größte Problem dürfte nach wie vor die Zerstrittenheit zwischen den Vereinen untereinander und dem DFB sein. Die vom Verband beschworene Mehrheit für eine Fortsetzung der Saison ist eben keine deutliche. Zu den Befürwortern eines Abbruchs zählen neben den Kellerkindern auch die Aufstiegskandidaten Duisburg und Mannheim. Letztere hatten allerdings für einige Irritationen gesorgt, als sie sehr plötzlich mit einem Todesfall im Umkreis der Mannschaft argumentierten, der jedoch schon einige Wochen zurücklag.
In den vergangenen Tagen und Wochen war der Ton zwischen den Kontrahenten immer schärfer geworden. Zwischenzeitlich ging es sogar zwischen DFB-Verantwortlichen und Sachsen Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff sogar so hoch her, dass der Verband mit einem Lizenzentzug für Magdeburg und Halle gedroht haben soll. Zuletzt hatte dann DFB-Vizepräsident Rainer Koch der Abbruchs-Fraktion ein „unwürdiges Schauspiel“ vorgeworfen und konkrete Alternativen eingefordert. Daraufhin hatte der FC Carl Zeiss Jena eine Aufstockung der Liga ins Spiel gebracht, um bei einem Saisonabbbruch Abstiege zu verhindern und den Regionalliga-Meistern gleichzeitig den Aufstieg zu ermöglichen. Dies lehnt Curtius jedoch mit dem Hinweis auf eine Spieltagsballung ab und sieht daher keine Mehrheit für das Konzept – ebenso wie für eine zweigleisige 3. Liga, wie sie die Regionalligist SV Elversberg vorgeschlagen hat.
Ideen gibt es also viele, Meinungen ebenfalls. Im Gespräch mit dem Kicker hatte DFB-Vizepräsident Peter Frymuth zuletzt die Außendarstellung beklagt, das die Liga derzeit abgebe. Das Gesamtinteresse müsse über Einzelinteressen stehen. Doch wie soll dieses Gesamtinteresse aussehen, wenn sich die Vereine in der Kernfrage der Saisonfortführung derart konträr gegenüberstehen? Dass es auf dem DFB-Bundestag am Montag zu einer einvernehmlichen Lösung kommt, erscheint derzeit fast utopisch. Doch genau das hat sich DFB-Präsident Fritz Keller zum Ziel gemacht. Er wolle „alles daran setzen, die Liga komplett zu überzeugen. Die Saison soll auf dem Rasen entschieden werden.“ Um dieses Ziel zu erreichen dürfte noch eine ganze Menge Überzeugungsarbeit vonnöten sein. Und die Zeit, sie drängt.