Als Strippenzieher in Würzburg und beim österreichischen Erstligisten Admira Mödling wollte Felix Magath Großes aufbauen. Bislang präsentiert er sich jedoch vor allem als Trainer-Schreck. Doch es formiert sich Widerstand.
„Ich war immer ein Freund davon, etwas zu entwickeln, das kann und werde ich hier tun“, versprach Felix Magath (67) vor knapp einem Jahr bei seinem Amtsantritt als Chef von „Flyeralarm Global Soccer“. Wobei: Das vermeintlich weltumspannende Imperium umfasst bislang nur den Zweitligisten Würzburger Kickers und den österreichischen Erstligisten Admira Mödling. Und das mit der Entwicklung? Beobachter an beiden Standorten sprechen eher von einem Kahlschlag: Sage und schreibe sechs Trainer beschäftigte Magath allein seit September, je drei bei den Kickers und bei der Admira. Die vorläufige sportliche Bilanz: Beide Klubs sind Schlusslichter. Und: Hüben wie drüben häufen sich die Proteste gegen Magath, dessen Machtfülle und Methoden.
Aber der Reihe nach: Als Michael Schiele (42) am 4. Juli in buchstäblich letzter Sekunde den Aufstieg in die 2. Liga schaffte, war der damalige Chefcoach der Würzburger Kickers bereits angeschossen. Es passte einfach nicht zwischen Schiele und Magath, dem neuen starken Mann. Das spürten auch die Fans der Unterfranken und formulierten noch zu Drittliga-Zeiten ein klares Bekenntnis: „Lieber Liga 3 mit Micha als Champions League mit Felix!“, stand auf dem Transparent, das sie während eines Auswärtsspiels in Zwickau präsentierten. Das hielt Magath jedoch nicht davon ab, Schiele in der laufenden Zweitliga-Saison nach dem 2. Spieltag und einer Ausbeute von null Punkten zu demissionieren.
„Der Trainer kann doch in Ruhe weiterarbeiten, nur woanders“
Gut drei Monate später, als Würzburg eine 2:3‑Heimpleite gegen Schieles neuen Klub SV Sandhausen kassierte, feierten auch viele Kickers-Fans das Ergebnis – als persönliche Niederlage für Magath. Schiele-Nachfolger Marco Antwerpen war da übrigens längst Geschichte. Der 49-Jährige musste nach fünf Spielen und nur einem Punkt gehen, obwohl „die graue Eminenz“ (Süddeutsche Zeitung über Magath) ihm kurz vor der Trennung noch das Vertrauen ausgesprochen hatte. Hinterher ätzte Magath: „Der Trainer kann doch in Ruhe weiterarbeiten, nur woanders. Wo ist das Problem?“
Wie Schiele habe auch Antwerpen „zu oft den gutgemeinten Rat des Diktators ausgeschlagen“, heißt es im unmittelbaren Umfeld des Würzburger Kickers. In der Fanszene brodelt es derweil. „Gäbe es keine Geisterspiele, gäbe es ‚am Dalle‘ sicher heftige Proteste“, schrieb das regionale Newsportal fnweb.de Anfang November. Und Magath? Der platzierte als Nächstes einen alten Bekannten auf der Bank: Bernhard Trares (55), einst sein Spieler in Bremen. Der ganz große „Trainereffekt“ steht allerdings noch aus: In vier Spielen unter Trares gab es auch nur drei Punkte. Die Kickers sind nach wie vor abgeschlagenes Schlusslicht, die Distanz zum rettenden Ufer beträgt bereits sieben Zähler. Längst laufen Wetten, wann auch Trares gehen muss.
Als geduldiger Menschenfreund galt Felix Magath noch nie. In seiner neuen Machtposition aber herrscht er mit eisernem Regiment. Davon weiß man auch 600 Kilometer südöstlich von Würzburg ein Lied zu singen. Ein paar heisere Saatkrähen sind an diesem Tag die einzigen Zuschauer beim Training der Admira. Der Klub aus dem Bezirk Mödling vor den Toren Wiens erinnert an die SG Wattenscheid 09 der späten 1990er-Jahre: halb verfallenes Stadion, spärliches Zuschauerinteresse, wenig Sponsoren, keine erwähnenswerten Erfolge, kaum Perspektive – aber irgendwie ist man doch fester Bestandteil der Fußball-Landschaft. Früher, als die Admira noch in Wien residierte, war sie noch eine große Nummer. Neunmal österreichischer Meister, sechsmal Pokalsieger. Einmal, am 18. Juni 1939, stand man sogar im Finale um die Deutsche Meisterschaft, verlor jedoch mit 0:9 gegen den FC Schalke 04. Eine Konstellation, die heute unvorstellbar ist – in jeglicher Hinsicht.