Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein. Dachte sich auch Marseilles Vorstandsboss und machte sich gegenüber Stevan Jovetic so ziemlich zum Affen.
„Leben, um davon zu erzählen“, wusste schon Literatur-Nobelpreisträger Gabriel Gárcia Marquez. Der es wissen musste, denn der gute Freund Fidel Castros war nicht nur Nobelpreisträger, sondern auch Bestseller-Autor. Kurzum ein Mann, der wusste, wie man Menschen mit Worten für sich gewinnt.
Ein Rezept, welches sich beliebig ausweiten lässt, auch auf andere Lebensgebiete. Zum Beispiel auf das wichtigste Lebensgebiet von allen, den Fußball.
Vom Medienmogul zum Marseille-Boss
Ein Vorreiter in der Hinsicht scheint ein gewissen Jacques-Henri Eyraud zu sein. Der teilt mit Gabriel Gárcia Marquez nicht nur den schicken Triple-Namen, sondern auch die Vorliebe für das gedruckte Wort. Eyraud ist 49 Jahre jung, studierte Politik in Paris und ist, was man gemeinhin einen Medienmogul nennt.
Als solcher steht er der Turf-Mediengruppe vor, die sich dem in Frankreich so beliebten Pferdesport widmet, sowie einer Sportrechtegruppe. Und weil sich Erfolg gern an Erfolg reibt, haben sie den ehemaligen Taekwando-Auswahlkämpfer im September 2016 zum neuen Vorstandsvorsitzenden von Olympique Marseille bestimmt.
Große Worte im Helikopter
Von Fußball hingegen scheint Eyraud nicht so wahnsinnig viel Ahnung zu haben. Aber wen juckt’s, wenn die Ergebnisse stimmen und/oder man einfach so tun kann, als ob. Nun hatten Olympique Marseille und sein Vorsitzender am vergangenen Wochenende zwei große Probleme: Das Ergebnis stimmte nicht. Und Eyraud tat zwar so als ob, flog dabei aber mächtig auf.
Es soll passenderweise in luftiger Höhe passiert sein, da Marseilles wichtigster Mann sich laut dem englischen „Mirror“ während des Helikopter-Flugs von Olympique nach Monaco darüber ausließ, wen sein Klub denn nun noch zu verpflichten gedenke. Die 47 Millionen, die „OM“ bisher schon investiert hatte, um endlich wieder ganz oben anzugreifen in der Ligue 1, die können schließlich nun wirklich noch nicht das letzte Wort gewesen sein!
Marseille holt Jovetic – nur Jovetic weiß davon nix
Und so schwadronierte Eyraud im Helikopter-Taxi angeblich von einem gewissen Stevan Jovetic, einem ehemaligen Wunderkind, das sich schon bei Manchester City und Inter Mailand versuchen durfte und in der vergangenen Saison mit ganz anständigen Leistungen in Sevilla aufwarten konnte.
Diesen Jovetic also wolle man holen, erklärte Eyraud groß und breit, es fehle nur noch die Unterschrift, der Spieler sei aber ganz begierig und wollte eigentlich, trotz unzähliger anderer Angebote, überhaupt schon immer nur für einen Verein spielen – Olympique Marseille.
Von Monaco verprügelt
Die Mitreisenden im geteilten Helikopter-Taxi hörten diesen wohlklingenden Worten gern zu, lauschten der Verheißung. Ganz besonders einer: ein gewisser Stevan Jovetic.
Der ebenfalls auf dem Weg nach Monaco war, um sich dort seinen neuen Arbeitgeber anzuschauen – den AS Monaco. Der anschließend auch noch mit 6:1 über Olympique Marseille triumphierte.
Aber wie wusste schon Gabriel Gárcia Marquez: „Leben, um davon zu erzählen“. Hat ja niemand gesagt, dass man immer nur der Held seiner eigenen Geschichte(n) sein muss.