Was haben besoffenes Crowdsurfing von Bochumer Spielern, Frankfurts Husarenritt durch Europa und Riccardo Basile miteinander zu tun? Eine ganze Menge!
Es ist natürlich schön, dass der VfL Bochum in der nächsten Saison weiter in der Bundesliga spielen wird. Es ist noch schöner, dass diese Gewissheit durch den ersten Sieg seit fast einem Vierteljahrhundert beim Nachbarn in Dortmund zu Stande kam. Und besonders schön ist, dass die Bochumer Spieler ihren Erfolg wie ein paar Vollhorste aus der Bezirksliga Gruppe 13 feierten: mit trashigen Alt-Trikots, doofen Brillen und Crowdsurfing in der Bochumer Partymeile. Schön ist das aber erstaunlicher Weise nicht nur aus Sicht der Anhänger des Klubs, die immer noch durch die Gegend laufen, als hätten sie eine Überdosis Stimmungsaufheller intus. Nur, warum begeistert das auch Menschen, denen der VfL Bochum im Laufe der vergangenen zehn Jahre im Grunde reichlich wurscht war, als er in der Zweitklassigkeit vor sich hin gammelte?
Bochum ist zudem nicht allein. Warum freuen sich Menschen darauf, dass der 1. FC Köln im nächsten Jahr wahrscheinlich durch Europa tingeln darf? Mit einem Bekloppten an der Seitenlinie, der ein gestörtes Temperaturempfinden hat. Warum drückt man auch jenseits von Köpenick dem 1. FC Union Berlin die Daumen, dass er es noch mal europäisch versuchen darf? Warum wird am Donnerstag vermutlich jeder, der nicht gerade Fan von Kickers Offenbach ist, mit Eintracht Frankfurt zittern, dass sie auch noch das Finale der Europa League in Sevilla erreichen? Auf dass die Bekloppten in Weiß da auch wieder zu Tausenden hinfahren können. Und warum will jenseits von Leipzig (und teilweise sogar da) wirklich jeder Christian Streich mit dem DFB-Pokal in der Hand durchs Olympiastadion rennen sehen?
Eine der Erklärungen ist einfach, denn an diesen Erfolgen hängt kein Preisschild. Oder: Es hängt eines daran, aber der Preis ist sehr niedrig. Diese Mannschaften haben mehr herausgeholt, als für Personalkosten eingezahlt wurde, und das ist heutzutage stets eine gute Nachricht. Mit ihren Etats hätte der VfL Bochum nie in der Bundesliga bleiben dürfen, die Kölner auf Sanierungskurs in Europa nichts zu suchen, Union sowieso nicht und Frankfurt weder Barcelona noch West Ham schlagen dürfen. Und den DFB-Pokal haben zuletzt auch fast nur die Branchenriesen eingesackt.