Renato Sanches galt vor nicht mal zwei Jahren als das größte Talent im europäischen Fußball. Jetzt muss er darum kämpfen, bei Swansea den Anschluss nicht zu verlieren.
„Er geriet in einen Teufelskreis aus schlechten Entscheidungen,“ sagte Clement. „Es wurde schwer, ihn aufzustellen, weil seine Mitspieler sich beschwert haben.“ Seinen Tiefpunkt erreichte Sanches im November, als er im Spiel gegen Chelsea eine LED-Werbebande anspielte. Zwar ist das einem gewissen Thiago Alcantara auch schon passiert, aber im Fall von Sanches wurde es zum traurigen Sinnbild für all seine Probleme. Er wurde daraufhin in der Halbzeitpause ausgewechselt.
Die Wahrscheinlichkeit, dass der junge Portugiese je wieder für den FC Bayern spielen wird, scheint gering zu sein. Eine vorzeitige Rückkehr im Winter hatte Jupp Heynckes im Dezember ausgeschlossen. Es sei nie darüber gesprochen worden, Sanches aus seiner südwalisischen Qual zurückzuholen. Es gebe im Mittelfeld der Bayern keinen Bedarf.
Für Heynckes braucht Sanches jetzt nur noch Unterstützung. „Ich kenne die portugiesische Seele,“ sagte der Trainer des FC Bayern vor Weihnachten. „Die Jungs muss man an die Hand nehmen, dann läuft das auch.“ Hat Heynckes Recht, dann gibt es noch einen Funken Hoffnung für Sanches bei Swansea. Der Nachfolge von Paul Clement heißt Carlos Carvalhal, ist Landsmann von Sanches, und hat bei seinem Amtsantritt die Rehabilitation des jungen Portugiesen zur Priorität erklärt.
Wenn es scheiße läuft, läuft es eben scheiße
„Er braucht Selbstvertrauen,“ sagte Carvalhal. „Es ist einfach zu vergessen, dass er noch ein Kind ist, weil er schon für Benfica und Portugal gespielt hat. Er braucht eine Rolle in der Mannschaft: Sobald er verstanden hat, was wir von ihm wollen, wird er ein anderer Spieler sein. Das glauben wir.“
Um es aber frei nach Oliver Kahn auszudrücken: Wenn es scheiße läuft, läuft es eben scheiße. Nach zwei 90-Minuten-Einsätzen unter Carvalhal verletzte sich Sanches im FA-Cup gegen die Wolves. So musste er zugucken, wie die Mannschaft unter dem neuen Trainer aufblühte, und anfing, langsam aber sicher aus der Abstiegszone zu klettertn.
Wie Carvalhal am Montag mitteilte, wird es noch vier oder fünf Wochen dauern, bis Sanches wieder fit ist. Dann könne er wieder Einfluss nehmen. Man kann nur hoffen, dass der Optimismus des Swansea-Trainers gerechtfertigt ist. Denn nicht nur in Swansea, sondern in ganz Europa, wünscht man sich den alten, jungen Renato Sanches zurück. Den Sanches von 2016, mit den Dreadlocks, dem Selbstvertrauen und dem unheimlichen Talent.