Mit einem Theaterstück will der Berliner Fußballverband gegen Gewalt im Fußball vorgehen. Kann das gut gehen?
Auch direkte Verbindungen zu realen Ereignissen lassen sich erkennen. Wenn ein Trainer im Stück die Schnelligkeit und Kraft von afrikanischen Spielern lobt, sich aber über deren mangelnde Intelligenz beklagt, werden einem unweigerlich Willy Sagnols fragwürdige Äußerungen ins Gedächtnis gerufen. Der hatte im vergangenen Jahr als Trainer von Girondins Bordeaux afrikanische Spieler als „billig, kampfbereit und kräftig“ charakterisiert, aber vermisste Attribute wie „Intelligenz, Technik und Disziplin“.
Eine entscheidende Stärke schöpft das Stück aus den zahlreichen Doppelungen, die sich aus den performativen Ähnlichkeiten zwischen Theater und Fußball ergeben. „Wir haben zwar nicht viel Ahnung von Fußball, aber wir spielen wahnsinnig gerne Theater“, wendet sich einer der Schauspieler ans Publikum, bevor sie sich Leibchen überstreifen auf denen „Trainer“, „Spieler“ oder „Schiedsrichter“ steht. Die Rollen sind vor jeder Szene klar verteilt und werden immer wieder durchgemischt. Im Fußball ist das nicht so einfach.
So berichtet auch Ex-Profi Ralph Gunesch, der fußballerische Schirmherr des Projekts, von den Momenten, in denen er sich gefühlt habe, als müsse er jedes Mal „eine Rolle spielen“, wenn er auf den Platz lief. Die Erwartungen an diese Rolle seien immens und wüchsen mit steigendem Niveau immer weiter an.
Da sich das Stück hauptsächlich an jugendliche Spielerinnen und Spieler richten möchte, wird auch der hohe Druck seitens der Eltern thematisiert. Als sich das Regieteam zur (Spiel-)Feldforschung Trainingseinheiten und Spiele verschiedener Berliner Jugendmannschaften ansieht, fällt besonders die merkwürdige Sprache vieler Eltern auf. Über Zehnjährige werde da geredet, als würden sie gerade ihr erstes Champions-League-Spiel absolvieren, wundert sich Regisseur Georg Carstens. In diesem Alter müsse doch der „Spaß am Spiel“ noch im Vordergrund stehen.
Für „Final Countdown“ gilt das definitiv. Über die Unterhaltung hinaus gelingt es zudem in vielen Momenten, das Bewusstsein für die angesprochenen Probleme zu schärfen. Der nächste Schritt soll nun sein, die Zielgruppe der jungen Sportlerinnen und Sportler zu erreichen und eventuell sogar samt Bühnenbild bis in die Vereinsheime vorzudringen.
Wir verlosen für den 2. und 16. November jeweils 2x 2 Karten. Wer dabei sein will, schreibt eine Mail mit dem Betreff „Final Countdown“ an kommunikation@theater-im-palais.de und sichert sich die Möglichkeit auf einen fußballkulturellen Abend.