Wir bauen unsere Seite für dich um. Klicke hier für mehr Informationen.

Seite 4: „Das ist das Ende“

Die Ent­schei­dung
März 2016. Die Reha ver­lief zäh. Wochen­lang stand ich nur auf dem Cross­trainer, weil ich keine anderen Übungen machen konnte. Von den Ver­eins­of­fi­zi­ellen hörte ich wenig. Mit einem ver­letzten Spieler in der Reha ist eben nicht viel anzu­fangen. Doch die Mus­ku­latur blieb ver­härtet. Trotz stän­diger Tests und Blut­ent­nahmen bei den Münchner Ärzten kam ich nicht weiter. Ich machte mich euro­pa­weit auf die Suche nach Rücken­spe­zia­listen. Ich stellte mich in Ita­lien, Spa­nien, Hol­land und Deutsch­land bei Ärzten vor, bei sieben ver­schie­denen Neu­ro­chir­urgen. Die Arzt­be­suche und Reisen kos­teten mich einen sechs­stel­ligen Betrag, zu dem mir Borussia einen Teil dazugab. 

In dieser Zeit ver­misste ich die Unter­stüt­zung des Klubs wohl am meisten. Ein Fuß­baller ist Teil eines Teams. Im Spiel ver­sucht er, gemeinsam mit seinen Mit­spie­lern Pro­bleme zu lösen. Man steht für­ein­ander ein. Nun wurde mir bewusst: Wenn das Spiel abge­pfiffen wird, ist man als Profi auf sich allein gestellt. Zum Glück waren meine Familie und meine Berater da, die mir halfen. 

Ich will ein­fach nur schmerz­frei leben können.“ 

Juventus Turin bot mir Hilfe und Reha-Trai­ning an. Drei Mal die Woche war ich fortan in Turin, die rest­liche Zeit arbei­tete ich mit meinem Osteo­pa­then in Madrid und schöpfte durch die Unter­stüt­zung erfah­rener Neu­ro­chir­urgen noch einmal Hoff­nung. Am 27. Juni 2016 stand ich wieder mit dem Team auf dem Platz, um in die Vor­be­rei­tung zu starten. Ich hatte einen eigenen Trai­nings­plan bekommen, doch nach der zweiten Ein­heit mit der Gruppe waren die Schmerzen zurück. Der Alb­traum ging weiter. 

Mitte Juli schlug mir ein Madrider Chirurg vor, mir zwei Pro­thesen ein­zu­setzen, um mir wieder Sta­bi­lität im Rücken zu ver­schaffen. Er sagte: Wenn ich das tue, ist es das Ende.“ Kein Fuß­baller auf der Welt spielt mit zwei Pro­thesen im Rücken. Ich ant­wor­tete ihm: Ich will ein­fach nur schmerz­frei leben können.“ 

Ein neues Leben 
August 2016. Als ich am 26. August 2016 in die Nar­kose weg­däm­merte, wusste ich: Das war’s! Aber wer den ganzen Tag Schmerzen hat, lebt nicht mehr unbe­schwert. In einer deut­schen Zei­tung stand später, ich hätte über Selbst­mord nach­ge­dacht. Völ­liger Unsinn! Schon vor der ersten OP im November 2015 hatte ich mir Gedanken gemacht, was pas­siert, wenn ich nie mehr dem Beruf als Fuß­baller nach­gehen könnte. Ich hatte einen Blick auf meine Konten geworfen und mir gesagt: Álvaro, du musst dir keine Sorgen machen, finan­ziell gibt es so viele, denen es viel schlechter geht.“

Seit ich meine Dia­gnose kenne, habe ich mich viel mit der Band­scheibe beschäf­tigt. Ich kenne jetzt The­ra­pien, die mir helfen, und die, die mir nicht helfen. Ich weiß, dass ich fit bleiben muss, damit meine Wir­bel­säule Sta­bi­lität hat. Bis auf wei­teres kann ich nur leichten Sport machen: Schwimmen, Spa­zie­ren­gehen. Fuß­ball ist aus­ge­schlossen, weil Rota­ti­ons­sport die Gefahr birgt, dass sich meine Situa­tion wieder ver­schlim­mert.

Nachdem ich im Dezember 2016 ein großes Inter­view zu meiner Situa­tion gab, bot mir Max Eberl an, dass mich der Verein im recht­li­chen Fragen unter­stützen wolle. Daran arbeiten wir gerade.