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Michael Front­zeck, Glück­wunsch nach­träg­lich! Vor genau 30 Jahren gewannen Sie mit Ihrer Schul­mann­schaft vom Gym­na­sium Oden­kir­chen bei Jugend trai­niert für Olympia“.

Vielen Dank! Ja, das war eine große Sache damals. Ich bin zum ersten Mal geflogen, nach Berlin, das Finale fand auf dem Mai­feld statt. Ich denke immer noch gerne daran. Du gewinnst, kommst nach Hause, und die Schul­mäd­chen warten auf dich mit einem Blu­men­strauß in der Hand.

War das schon der schönste Moment in Ihrer Kar­riere?


Nein, mein erstes rich­tiges Pro­fi­jahr 1983/84 war sicher­lich das schönste, als der Traum, auf dem Bökel­berg zu spielen, wahr wurde. Wir spielten oben mit und kamen ins Pokal­fi­nale. Gegen Werder Bremen haben wir im Halb­fi­nale zu Hause 5:4 nach Ver­län­ge­rung gewonnen. Besser kann ein erstes Jahr kaum laufen.

Muss man als Junge aus Glad­bach, der bei der Borussia spielt, in der Stadt noch irgendwo bezahlen?

Oh ja, bezahlen musst du in Deutsch­land immer, das ist nicht wie in Ita­lien. Als junger Mensch neigst du trotzdem dazu, die Boden­haf­tung zu ver­lieren. Ich habe aber ein solides Umfeld und nie ver­gessen, wo ich her­komme. Außerdem bekam ich von meinem Trainer Jupp Heyn­ckes den einen oder anderen Klaps.

Heute ist Heyn­ckes Ihr Kol­lege. Dürfen Sie ihn duzen?

Ja, aber das fiel mir ziem­lich schwer. Damals war er eine abso­lute Auto­ri­täts­person für mich, lange Gespräche hat es nicht gegeben, wie über­haupt die Distanz zwi­schen Spie­lern und Trainer viel größer war als heute. 2006 kam er dann als Glad­bach-Trainer zum Spiel nach Aachen, wo ich gerade ange­fangen hatte. Da habe ich zum ersten Mal zag­haft Jupp“ zu ihm gesagt.

Haben Sie Freunde, die Sie in all den Jahren begleitet haben?

Ich weiß, dass manche Leute im Zeit­alter des Inter­nets tau­send haben. Aber ich bin keiner, der das Heer der Freunde auf­zählt. Das ist mir suspekt. Ich habe nur ein paar, aber auf die kann ich mich hun­dert­pro­zentig ver­lassen.

Sind es denn elf Freunde, die in einer Mann­schaft spielen?


Nein, das ist eine Zweck­ge­mein­schaft. Nicht alle müssen ein­ander grün sein und jeden Abend zusammen weg­gehen. Aber ich erwarte Respekt. Respekt klingt wie der kleinste gemein­same Nenner“. Wie soll eine Gruppe mit all ihren Cha­rak­teren denn sonst funk­tio­nieren? Inso­fern ist Respekt in meinen Augen ein hohes Gut. Das lebe ich vor, das ver­suche ich meinen Spie­lern zu ver­mit­teln – nicht ober­leh­rer­haft, aber aufs Deut­lichste.

Sie sagten unlängst: Arango ist kein Briegel.“ Sind Sie sich sicher, dass die jün­gere Gene­ra­tion noch ver­steht, was Sie meinen?

Ich habe keine Angst, dass ich nicht mehr die­selben Voka­beln benutze wie die 20-Jäh­rigen. Das Wesent­liche ist doch, dass man authen­tisch bleibt. Das war früher so, und das ist auch heute noch so. Außerdem: Den Hans-Peter kennt doch jeder!

Gab es den­noch einen Moment, in dem Sie dachten: Mensch, diese Jungs könnten meine Söhne sein“?


Das ist demo­gra­fisch schon der Fall, aber auch das bereitet mir keine Pro­bleme. Ich hatte noch nie einen Grund, den Über­vater zu mar­kieren und einen Spieler so richtig in der Öffent­lich­keit zu maß­re­geln. Wenn ich sehe, dass meine Spieler alles geben, stelle ich mich gern vor sie. Du musst als Trainer auf eines achten: dass dein Team kom­pakt bleibt, dass nie­mand aus­schert, ob nun auf oder neben dem Platz. Denn wenn das pas­siert, wirst du, egal wie gut deine Ein­zel­spieler sind, aus­ein­an­der­ge­pflückt wie eine Weih­nachts­gans.

Welche Mann­schaft ist in puncto Geschlos- sen­heit ein Vor­bild?

Am meisten impo­niert mir da der FC Bar­ce­lona. Iniesta, Xavi – und mit­ten­drin der kleine Messi. Wenn der Gegner Pech hat, kommt er andert­halb Stunden nicht an den Ball.

Bei Messi fällt auf, dass er aus­schließ­lich als Fuß­baller wahr­ge­nommen werden will.


Ja, das unter­scheidet ihn zum Bei­spiel von einem wie Cris­tiano Ronaldo. Wenn ich diese John-Wayne-Frei­stöße sehe! Am liebsten würde er sich dabei noch auf dem Video­würfel betrachten wie in einem Spiegel! 

Was würden Sie als Trainer solch einem Spieler flüs­tern?


Das Ärger­liche ist ja, dass der trifft! (lacht) Trotzdem mag ich Spieler lieber, für die nur der Fuß­ball zählt, ohne Spe­renz­chen. Des­halb gefällt mir auch die aktu­elle deut­sche Natio­nalelf so gut. 

Diese Mann­schaft gilt als Trend­setter.
Was haben Sie von ihr gelernt?

Ich gehe nicht unre­flek­tiert durchs Leben und bin stets bereit, dazu­zu­lernen. Aber von Trends halte ich nichts. Ob da nun einer mit dem Laptop her­um­läuft, einen Medi­zin­ball mit zum Früh­stück bringt oder sich irgendwo in den Bergen abseilt – das kann er gern machen, aber an meiner grund­sätz­li­chen Auf­fas­sung vom Fuß­ball ändert das nichts.

Das kom­plette Inter­view mit Michael Front­zeck gibt es in der aktu­ellen 11FREUNDE-Aus­gabe #107. Zu finden an jedem Kiosk. Sicher auch in Mön­chen­glad­bach.