48 Stunden hatte Klinsmann ausgeteilt, jetzt antworteten die Hertha-Verantwortlichen. Und selbst sein Ex-Verbündeter Windhorst nagelte Klinsmann öffentlich an die Wand.
Einmal, direkt vor Beginn der Pressekonferenz, waren sie dann doch etwas verwirrt. Wer sollte auf dem Podium wo genau sitzen? Werner Gegenbauer, der Präsident, in der Mitte? Oder doch Geschäftsführer Michael Preetz, der von Jürgen Klinsmann noch am Abend zuvor als einziger auch namentlich angegangen worden war? Nach kurzer Besprechung mit Herthas Pressesprecher entschieden sich die Verantwortlichen – vielleicht zufällig, vielleicht nicht – für die symbolträchtigste aller Varianten: Investor Lars Windhorst setzte sich in die Mitte. Eingerahmt wurde er von den beiden Männern, die in der Presse zuletzt noch zu seinen Gegenspielern hochstilisiert worden waren. Seht her, sagte dieses Bild, der Lars, er gehört zu uns!
Auch danach demonstrierten die Hertha-Verantwortlichen und Investor Windhorst Geschlossenheit. Es gäbe eindeutig miteinander abgesprochene Ziele (erst Klassenerhalt, dann Europa League, dann Champions League, dann Meisterschaft, dann Weltherrschaft) und alle würden mit Hochdruck an der Umsetzung dieser arbeiten. Windhorst – zugeknöpftes Hemd, Krawatte, 3,95 Euro schwerer Hertha-Anstecker am Jacket, insgesamt aber 224 Millionen leichter als noch vor acht Monaten – sagte, er sei bisher zufrieden mit der Entwicklung des Vereins. Weil, so die Begründung, Manager Preetz im Winter für mehr Geld Spieler eingekauft hatte als jeder andere Manager im Weltfußball.
Preetz wiederum – aufgeknöpftes Hemd, Pullover, kein Hertha-Anstecker, zuletzt öffentlich in die Rolle des Bremsers gepresst worden – betonte, wie ambitioniert er selber sei. „Natürlich träume ich von der Deutschen Meisterschaft und von der Champions League“. Und Gegenbauer – schrille Krawatte, Hertha-Anstecker am Jacket, lässig-schnoddriger Abkotz-Einstieg – berichtete, dass trotz des überraschenden Klinsmann-Rücktritts nie Chaos ausgebrochen sei. Sondern nach wie vor überaus vertrauensvoll miteinander gearbeitet werden würde.
Was sie nicht sagten, was beim ersten gemeinsamen öffentlichen Auftritt der drei (Windhorst hatte sich bis heute auf keiner Pressekonferenz gezeigt) aber immer deutlicher wurde: Der Rücktritt von Jürgen Klinsmann könnte für Hertha trotz des PR-Desasters auf Strecke ein Glücksfall sein. Denn selbst wenn es – die Berichterstattung der vergangenen Monate legt diese Vermutung zumindest nahe – einen Graben zwischen der alten Garde (Gegenbauer, Preetz) und Windhorst gab, so hat Klinsmann mit seinem Alleingang am Dienstag seinen Ex-Verbündeten Windhorst quasi zum Sprung auf die andere Seite gezwungen. Anders ausgedrückt: Es gibt jetzt etwas, auf das sich die drei bedingungslos einigen können: Jürgen Klinsmann hat richtig Mist gebaut.