Wir bauen unsere Seite für dich um. Klicke hier für mehr Informationen.

Seite 3: Warum er gestorben ist, ist bis heute unklar

Er sagt, dass die Fans die Spieler sofort lieben würden, wenn sie die Anhänger stolz machten. Das hänge viel­leicht mit der Kultur in Flo­renz zusammen. Dem Dom, dem David von Michel­an­gelo, Dante, Ponte Vec­chio, den Uffi­zien; die Fio­ren­tina habe jedes Wochen­ende auf dem Platz die Auf­gabe, all das zu ver­tei­digen. Als müsse der Fuß­ball der Schön­heit dieser Stadt gerecht werden. Der Stolz der Stadt und die Ver­bun­den­heit des Ver­eins mit den Fans, das ist Astoris Ver­mächtnis“, sagt Anto­gnoni.

Die neuen Spiel­führer der Fio­ren­tina nach Astoris Tod tragen eine Kapi­täns­binde, auf der die vier Wappen der his­to­ri­schen Viertel abge­bildet sind. In der Mitte in schwarzer Schrift: DA13. Der ita­lie­ni­sche Fuß­ball­ver­band teilte dem AC Flo­renz mit, dass das Tragen einer per­so­na­li­sierten Kapi­täns­binde gegen die Vor­schriften ver­stoße. Doch die Spieler der Fio­ren­tina ant­wor­teten öffent­lich, dass man auf die Binde bestehe und die Strafen für den Ver­stoß bezahlen werde. Flo­renz ist ein roman­ti­scher Ort für Fuß­ball­fans. Die Fio­ren­tina ist der größte der klei­neren ita­lie­ni­schen Klubs.

Wer Flo­renz anfeuert, weiß, dass er leiden muss“

Aber Titel kann immer nur ein Verein gewinnen“, sagt Gian­carlo Anto­gnoni, und der heißt nicht Fio­ren­tina.“ Das schmerze, sei jedoch auch Teil dieser lila Iden­tität. Es ist diese Sehn­sucht nach Erfolgen, obwohl sie meist uner­reichbar bleiben, und das Aus­halten der Ent­täu­schungen. Um dann doch jede Saison wieder damit zu rechnen, dass Flo­renz wirk­lich etwas gewinnt. Wer Flo­renz anfeuert, weiß auch, dass er leiden muss.“ Als Spieler hat Anto­gnoni fast einen Scu­detto gewonnen, doch dann holte Juve einen Punkt mehr. Einen Punkt. Fio­ren­tina-Fans können nicht anders, ihr Herz schlägt lila“, lacht er und fügt hinzu: Sie können doch nicht ein­fach Juve-Fans werden!“

Juventus ist der Erz­ri­vale der Fio­ren­tina, die Ver­eine hassen sich so sehr, dass es an einigen Bars in der Stadt Kalender zu kaufen gibt, mit Bil­dern, auf denen jeden Monat ein anderer Fan einen Fio­ren­tina-Schal mit der Auf­schrift Juve Merda“ in die Höhe hält – Scheiß Juve! Als die Alte Dame im Dezember letzten Jahres erst­mals seit dem Todes­fall nach Flo­renz kam, wurde befürchtet, ihre Fans würden den Ver­stor­benen ver­höhnen. Doch als in der 13. Minute das gesamte Sta­dion klatschte und der Kapo einen Namen ins Megafon rief, stimmten die mit­ge­reisten Juve-Fans ein: Davide Astori.

Ste­fano Pioli sagt, der Verein hätte es ohne die Unter­stüt­zung der Fans nicht geschafft. Er trai­nierte im ver­gan­genen Jahr den jüngsten Kader aller euro­päi­schen Erst­li­gisten. Auf die Frage, was er fühle, wenn er jetzt als AC-Trainer am Sei­ten­rand stehe, sagt er nur: Stolz.“ Und wenn er das sagt, ein Jahr danach, den Tränen nah, glaubt man ihm. Flo­renz fängt dich auf, wenn du fällst“, sagt Gian­carlo Anto­gnoni, und dann muss die Fio­ren­tina wei­ter­ma­chen.“

Warum er gestorben ist, ist bis heute unklar

Als der Schieds­richter an diesem Abend abpfeift, und die Roma schnell im Mann­schaftsbus ver­schwindet, feiern die Fans und die Spieler im strö­menden Regen den 7:1‑Sieg, und selbst die­je­nigen, die letzte Saison gar nicht in Flo­renz spielten, werden sagen, dass sie den sen­sa­tio­nellen Erfolg Astori widmen. Warum er gestorben ist, ist bis heute unklar. Die Staats­an­walt­schaft ermit­telte wegen fahr­läs­siger Tötung, doch die Obduk­ti­ons­er­geb­nisse ließen Schlüsse zu, dass Astori an einer Bra­dy­kardie starb. Dass sich sein Herz­schlag im Schlaf ver­lang­samte, bis sein Herz schließ­lich ste­hen­blieb. Im Dezember wurde noch­mals gegen die Ärzte ermit­telt, die Astori Spiel­taug­lich­keit ohne Ein­schrän­kungen attes­tiert hatten.

Nach dem Sieg über die Roma ver­lassen die Fans in ihren lila Pon­chos das Sta­dion. Sie sind stolz auf ihren Klub. Der Tod des Capi­tano hat sie, den Verein und die Stadt näher zusam­men­ge­bracht. Viel­leicht so nah wie nie zuvor. Das Herz von Flo­renz schlägt lila. Und es schlägt stärker, seit das von Davide Astori für immer aus­setzte.